Inland

Deutschland ist streikarmes Land

von Die Redaktion · 30. April 2008
placeholder

Trotz Zunahme an Streiks bleibt Deutschland im internationalen Vergleich ein streikarmes Land. Das zeigt die Schwerpunktanalyse im neuen WSI-Tarifhandbuch 2008, das am Dienstag in Berlin vorgestellt wurde.

Nur in der Schweiz wird weniger gestreikt

In Deutschland fielen in den Jahren zwischen 1995 und 2006 im Jahresdurchschnitt 3,6 Arbeitstage pro tausend Beschäftigte durch Arbeitskämpfe aus. Dagegen waren es in Kanada 203,4 Arbeitstage, in Spanien 134,8, in Frankreich 91,4 und in Norwegen 74,3 Arbeitstage. Auch in Ländern wie den USA, Schweden oder den Niederlanden war die Quote der ausgefallenen Arbeitstage um ein Mehrfaches höher als in Deutschland. Lediglich die Schweiz unterbot die deutsche Streikquote mit durchschnittlich 2,8 Ausfalltagen.

50,7 Arbeitskampftage in den 70ern

Auch wenn es gerade in den letzten Jahren gehäuft zu Streiks gekommen ist, die Zunahme, sagte der Autor der Analyse, Dr. Heiner Dribbusch vom Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut (WSI) in der Hans-Böckler-Stiftung", falle nur deshalb so stark auf, "weil wir seit der zweiten Hälfte der 90er Jahre eine Phase mit außergewöhnlich wenigen Arbeitskämpfen erlebt haben."

Im langfristigen Zeitvergleich habe die Zahl der Arbeitskampftage bis 2006 abgenommen. Von 2000 bis 2006 fielen im Jahresdurchschnitt 4,1 Arbeitstage pro tausend Beschäftigte durch Streiks und Aussperrungen aus. Dagegen waren es in den 1990er Jahren 11,2 Tage und in den 80er Jahren 25,2 Tage. Während der 70er Jahre fielen im Jahresschnitt 50,7 Tage pro tausend Beschäftigte aus - auch bedingt durch großflächige Aussperrungen. Selbst in den 60er Jahren war das Niveau höher als seit der Jahrtausendwende.

Restriktives Streikrecht und Trend zu Firmentarifverträgen

Nach Dribbuschs Analyse liegt ein Grund für die niedrige Arbeitskampfintensität im vergleichsweise restriktives Streikrecht. Daneben trage auch das Prinzip der Einheitsgewerkschaft mit vergleichsweise wenigen Gewerkschaften, das sozialpartnerschaftlich angelegte Modell der Mitbestimmung sowie das System der Flächentarifverträge zur Verminderung der Konflikte bei.

Veränderungen des Tarifsystems dürften daher auch Auswirkungen auf Zahl und Intensität der Auseinandersetzungen haben, so Dribbusch: "Sollte etwa der Trend zu Firmentarifverträgen weiter zunehmen, wird auch die Zahl der Arbeitskämpfe davon nicht unberührt bleiben."

Quelle: www.boeckler.de

Deutschland trotzdem weiter relativ streikarm

0 Kommentare
Noch keine Kommentare