Inland

Deutschland ist gut, aber andere werden besser

von Eric Gutglück · 9. September 2014
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In Berlin wurde heute die OECD-Studie „Bildung auf einen Blick“ vorgestellt. Diese bescheinigt Deutschland zwar eine positive Entwicklung, mahnt aber auch, sich auf den Erfolgen nicht auszuruhen.

„Bessere Bildung steigert die Wettbewerbsfähigkeit“, weiß Heino von Meyer, Vertreter der OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) in Berlin. Deutschland befindet sich laut der Studie auf einem guten Niveau und entwickelt sich weiter – nur täten dies andere Staaten ebenfalls und mitunter sogar schneller. Die Zahl der tertiären Abschlüsse – also Abschlüsse an einer Hoch-, einer Fachhochschule oder als Meister - sei hierzulande so hoch wie noch nie. Gleichzeitig sei die Wachstumsrate im internationalen Vergleich allerdings erschreckend niedrig. Rund 28 Prozent der 25- bis 64-Jährigen verfügten über einen Tertiärabschluss, im OECD-Durchschnitt sei es immerhin über ein Drittel.

Hinter die Durchschnitte schauen

Von Meyer verwies auf 86 Prozent der deutschen Erwachsenen im Sekundarbereich II, welche entweder ein Abitur oder eine Berufsausbildung abgeschlossen hätten. Im OECD-Vergleich von 34 Staaten rangiere Deutschland damit auf Rang acht. Dennoch müsse man „hinter die Durchschnitte schauen“, so von Meyer. Die Wahrscheinlichkeit einer hohen Qualifikation hänge noch immer stark vom familiären Hintergrund ab. Rund 58 Prozent der Erwachsenen zwischen 25 und 64 Jahren hätten den gleichen Bildungsstand, wie deren Eltern. Damit falle die Bildungsmobilität – also die Abweichung der eigenen Bildung im Vergleich zu den Eltern -  in Deutschland so gering wie in kaum einem anderen OECD-Staat aus. Die Politik sei jetzt aufgerufen, die Bildungsvoraussetzungen weiterhin zu verbessern, damit Deutschland in Zukunft nicht den Anschluss an die internationale Spitze verliere. Es bedarf hierbei laut von Meyer nicht nur finanziellem, sondern auch persönlichem Engagements.

Stabilität im Bildungssystem

Bundesbildungsministerin Johanna Wanka (CDU) kritisierte die Interpretationen von Meyers. Sie lobte die „Stabilität im Bildungssystem“ in Deutschland. Besonders im Elementarbereich der 3- und 4-Jährigen gehöre Deutschland international zu den Spitzenreitern. 94 Prozent der Kinder besuchten einen Kindergarten, nur Frankreich überträfe dies mit 100 Prozent. Darüber hinaus sei die Zahl der Studierenden in Deutschland in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen. Die Bildungsministerin betonte auch, dass ein Abschluss im Tertiärbereich nicht zwangsläufig erforderlich sei, um eine solide Ausbildung zu absolvieren. „Die generelle Wertschätzung für eine duale Ausbildung muss in Deutschland gesteigert werden“, fordert Wanka.

Kampf gegen Bildungsarmut

Die stellvertretende Ministerpräsidentin und Ministerin für Schule und Weiterbildung in Nordrhein-Westfalen Sylvia Löhrmann (Bündnis 90/Die Grünen) stützt die Argumentation der Bildungsministerin. Sie erachtet den Bildungserfolg in allen Zweigen für notwendig, nicht nur im Tertiärbereich. Investitionen in die Bildung seien sowohl für den Einzelnen, als auch für den Staat von Vorteil. Es müsse vehement gegen den Mangel an qualifiziertem Personal und der daraus resultierenden Bildungsarmut vorgegangen werden. „Je höher der Abschluss, desto geringer fällt das Armutsrisiko aus“, bilanzierte Löhrmann.

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Eric Gutglück

studiert Politikwissenschaft und Öffentliches Recht an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald. Er war Praktikant beim vorwärts.

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