Inland

In der Stadt bekommen Frauen mehr

von Gero Fischer · 28. Oktober 2009
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Die Autoren der Studie untersuchten die Lohnentwicklung in Westdeutschland bei gering und mittel qualifizierten Männern und Frauen im Alter von 25 bis 34 Jahren seit 1975. Das Ergebnis: seit 1975 ist die Lohnungleichheit zwar insgesamt zurückgegangen, doch die Unterschiede zwischen Stadt und Land sind unverändert. Im Jahr 1975 verdienten Frauen in den untersuchten Städten im Schnitt 25 Prozent weniger als Männer mit gleicher Qualifikation, auf dem Land betrug die Differenz 35 Prozent. Auch 30 Jahre besteht dieser Unterschied noch: Im Jahr 2004 erheilten Frauen in der Stadt 15 Prozent und in ländlichen Gebieten 25 Prozent weniger Lohn als ihre männlichen Kollegen.

Arbeitgeber in schlechterer Position

Diesen regionalen Unterschied erklären die Wissenschaftler unter anderem mit der höheren Dichte an Arbeitgebern im großstädtischen Raum. Ein größerer Wettbewerbsdruck auf Seiten der Arbeitgeber verschlechtere nicht nur ihre Verhandlungsposition gegenüber den Arbeitnehmern. Er schränke auch die Möglichkeiten zur Lohndiskriminierung von Frauen ein.

Hinzu komme, dass Frauen weniger als ihre männliche Kollegen bereit seien, sich auf lange Pendelzeiten einzulassen, was die Marktmacht der Unternehmen gegenüber weiblichen Beschäftigten erhöhe. "Dass Frauen bei gleichen Pendelzeiten die (indirekten) Pendelkosten höher einschätzen, erscheint plausibel, da sie aufgrund der gesellschaftlichen Rollenteilung häufiger familiäre Aufgaben, wie Kindererziehung und Haushalt, übernehmen. Sie scheuen den Zeitverlust durch Pendeln daher stärker", erklären die Autoren in der Studie.

Wandel der Rollenbilder

Um dieser Lohnungerechtigkeit, besonders in ländlichen Regionen, entgegenzuwirken, schlagen die Verfasser vor, "im Zusammenspiel von öffentlicher Hand und den Unternehmen die Rahmenbedingungen für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu verbessern - etwa in Form eines verbesserten Kinder-betreuungsangebots in ländlichen Gegenden." Vor allem bedürfe es aber eines Wandels der gesellschaftlichen Rollenbilder, um schließlich zu einer Angleichung der Arbeitsmarktbedingungen von Männern und Frauen zu kommen.

Die vollständige Studie finden Sie hier: http://doku.iab.de/kurzber/2009/kb2209.pdf.

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