In einem Brief an ihre Länderkollegen betonte sie, Sonderuntersuchungen auf Kindesmisshandlungen seien ungeeignet, Problemfälle korrekt zu identifizieren. Unterstützung bekam sie von Experten
des Gemeinsamen Bundesausschusses von Ärzten und Krankenkassen. Schmidt forderte stattdessen mehr und bessere Hilfsangebote. Kinder- und Hausärzte müssten für das Thema sensibilisiert werden. Eine
besondere Verantwortung komme auch dem öffentlichen Gesundheitsdienst sowie der Kinder- und Jugendhilfe zu.
Die mangelnde Verzahnung von Gesundheitsvorsorge und Jugendhilfe beklagte Schmidts Kabinettskollegin Ursula von der Leyen. Sie wolle sich für verbindliche Vorsorgeuntersuchungen einsetzen.
Komme eine Familie der Einladung zu einem Untersuchungstermin nicht nach, müsse sich das Jugendamt einschalten. In Berlin, Bremen und dem Saarland sei eine solche Regelung bereits gesetzlich
umgesetzt worden, die meisten anderen Bundesländer arbeiteten zurzeit daran. "Nur Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und Hamburg sind noch nicht so weit. Sie werden jetzt sicher noch mal
darüber nachdenken", so von der Leyen.
Kinderarmut als Wahlkampfthema?
Auch andere Politiker sprachen sich für verpflichtende Vorsorgeuntersuchungen aus. Die Vorsitzende von Unicef Deutschland, Heide Simonis, bezweifelte zwar, dass ein gesetzlicher Zwang allein
das Problem lösen könne, doch gehe es um ein Bündel von Maßnahmen. Der Leiter der SPD-Kommission "Kinderarmut", Wolfgang Jüttner, kündigte an, dass seine Partei Kinderarmut zum zentralen Thema der
Bundestagswahl 2009 machen werde. Die von ihm geleitete Kommission wolle bis Januar ein Sofortprogramm entwickeln, um innerhalb der vorhandenen Familienförderung finanzielle Mittel umzuschichten.
Bayerns Landeshauptstadt München will unterdessen 32 Sozialpädagogen zusätzlich einstellen, um die Situation dort zu entschärfen. Nach Angaben der Stadtverwaltung hat die Zahl der zu
betreuenden Haushalte allein in den letzten drei Jahren um zehn Prozent zugenommen. 70 Prozent der Arbeitszeit wendeten die Bezirkssozialarbeiter für die Probleme rund um Kinder und Jugendliche
auf. Die Kosten für die zusätzlichen Stellen belaufen sich auf 1,7 Millionen Euro jährlich.
Quellen: SZ, taz, Tagesspiegel, FR
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