Inland

Debatte über Kinderkontrollen

von ohne Autor · 26. November 2007
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In einem Brief an ihre Länderkollegen betonte sie, Sonderuntersuchungen auf Kindesmisshandlungen seien ungeeignet, Problemfälle korrekt zu identifizieren. Unterstützung bekam sie von Experten des Gemeinsamen Bundesausschusses von Ärzten und Krankenkassen. Schmidt forderte stattdessen mehr und bessere Hilfsangebote. Kinder- und Hausärzte müssten für das Thema sensibilisiert werden. Eine besondere Verantwortung komme auch dem öffentlichen Gesundheitsdienst sowie der Kinder- und Jugendhilfe zu.

Die mangelnde Verzahnung von Gesundheitsvorsorge und Jugendhilfe beklagte Schmidts Kabinettskollegin Ursula von der Leyen. Sie wolle sich für verbindliche Vorsorgeuntersuchungen einsetzen. Komme eine Familie der Einladung zu einem Untersuchungstermin nicht nach, müsse sich das Jugendamt einschalten. In Berlin, Bremen und dem Saarland sei eine solche Regelung bereits gesetzlich umgesetzt worden, die meisten anderen Bundesländer arbeiteten zurzeit daran. "Nur Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und Hamburg sind noch nicht so weit. Sie werden jetzt sicher noch mal darüber nachdenken", so von der Leyen.

Kinderarmut als Wahlkampfthema?

Auch andere Politiker sprachen sich für verpflichtende Vorsorgeuntersuchungen aus. Die Vorsitzende von Unicef Deutschland, Heide Simonis, bezweifelte zwar, dass ein gesetzlicher Zwang allein das Problem lösen könne, doch gehe es um ein Bündel von Maßnahmen. Der Leiter der SPD-Kommission "Kinderarmut", Wolfgang Jüttner, kündigte an, dass seine Partei Kinderarmut zum zentralen Thema der Bundestagswahl 2009 machen werde. Die von ihm geleitete Kommission wolle bis Januar ein Sofortprogramm entwickeln, um innerhalb der vorhandenen Familienförderung finanzielle Mittel umzuschichten.

Bayerns Landeshauptstadt München will unterdessen 32 Sozialpädagogen zusätzlich einstellen, um die Situation dort zu entschärfen. Nach Angaben der Stadtverwaltung hat die Zahl der zu betreuenden Haushalte allein in den letzten drei Jahren um zehn Prozent zugenommen. 70 Prozent der Arbeitszeit wendeten die Bezirkssozialarbeiter für die Probleme rund um Kinder und Jugendliche auf. Die Kosten für die zusätzlichen Stellen belaufen sich auf 1,7 Millionen Euro jährlich.

Quellen: SZ, taz, Tagesspiegel, FR

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