Inland

Das Allerletzte von Martin Kaysh

von Martin Kaysh · 30. April 2012
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Es muss die „Fehmarn-Belt-Querung“ gewesen sein. An irgendwas muss ich schließlich gescheitert sein. Ach so, vor Wahlen nutze ich immer den „Wahl-O-Mat“, einen elektronischen Parteien-Check. Der muss seriös sein, schließlich hat ihn die Bundeszentrale für politische Bildung entwickelt. Ein paar Dutzend Fragen, du klickst ja, nein, egal, schon weißt du, welche Partei zu dir passt. Das ist so wie bei der Online-Partnervermittlung, wo man mit der Lieblingsfarbe rot, dem Hang zu Operette und Modellbau die ideale Frau findet, oder doch lieber bei seiner eigenen bleibt. Erschreckt hat mich das Ergebnis der digitalen Parteienvermittlung doch. Die Linke, sagte der Computer, sei mein Politliebling.

Nun nehme ich an, das liegt an meiner Meinung zur Belt-Querung. Ich muss zugeben, ich habe von Infrastrukturprojekten in Schleswig-Holstein keine Ahnung, ich wohne im Ruhrgebiet. Aber die Linke? Ich?? Bei uns hängen Plakate dieser Partei mit der Forderung „Löhne rauf!“ Das Kleingedruckte konnte ich auf die Schnelle nicht lesen. Früher rief die DKP: „Löhne rauf, Mieten runter!“, eingängig, aber bei einer Landtagswahl ist mir das zu abwegig. Für gute Löhne zahle ich seit Jahren Gewerkschaftsbeiträge.
NRW und das Land zwischen den Meeren haben etwas gemeinsam. Der jeweilige FDP-Spitzenkandidat kämpft nicht nur gegen die anderen Parteien, sondern vor allem gegen den eigenen Bundesvorstand. Gut, Wolfgang Kubicki hat schon immer vor allem auf eigene Rechnung gearbeitet. Bei Christian Lindner ist das ein noch junges Phänomen, der ist ja auch erst 33. Aber er plakatiert hier einen Slogan, der mich umhaut: „Lieber neue Wahlen als neue Schulden.“  Ist das eine Forderung? Wir wählen doch gerade erst. Oder eine Entschuldigung für das eigene Versagen in der NRW-Haushaltsdebatte? Und heißt das, wenn man nur oft genug wählt, verschwinden die Schulden von alleine?

Egal, das kläre ich, wenn der NRW-Wahl-O-Mat erst mal im Internet auftaucht. Das Problem mit meiner Lieblingspartei im Norden habe ich übrigens im zweiten Anlauf geklärt. Ich habe einfach die Fehmarnfrage und zwei, drei weitere anders beantwortet. Es hat geklappt. Das einzige, was mich jetzt wundert: Irgendwie ist die Familienpartei auf Rang zwei geklettert. Nicht schlimm, denn bei mir ist das mit der Politik so wie mit den Frauen. In Herzenssachen lasse ich mir doch nichts von einem Computer vorschreiben. 

Autor*in
vorwärts-Kolumnist: Kabarettist und Alternativkarnevalist Martin Kays
Martin Kaysh

ist Kabarettist, Alternativ-Karnevalist („Geierabend“) und Blogger. Er lebt im Ruhrgebiet, freiwillig.

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