Für die FES-Studie wurden im Frühjahr dieses Jahres 5000 Deutsche befragt. Dabei gaben im Westen 9,1 Prozent und im Osten 6,6 Prozent der Befragten ein "geschlossenes rechtsextremes" Weltbild
zu erkennen. Knapp 15 Prozent der Befragten sehnt sich nach einem "Führer" mit starker Hand, ein Viertel wünscht sich eine Einheitspartei, die die Volksgemeinschaft repräsentiert. Die Studie zeigt,
dass rechtsextremes Gedankengut in allen Bevölkerungsschichten und Landesteilen verbreitet ist.
Auffällig ist, dass in Bayern der Prozentsatz derer, die sich ausländerfeindlich (42,4 Prozent) und antisemitisch (16,4 Prozent) äußerten, höher ist als in anderen Bundesländern. Zum
Vergleich: In Mecklenburg-Vorpommern äußerten sich 5,3 Prozent antisemitisch und 34,5 Prozent ausländerfeindlich, in Nordrhein-Westfalen 10,4 Prozent beziehungsweise 24,5 Prozent.
Innenministerium: Alles Quatsch
Das bayerische Innenministerium bezeichnete die Studie als "nicht repräsentativ". Von 13 Millionen Bayern seien nur 714 befragt worden. "Es wird deutlich, dass hier eine SPD-nahe Stiftung
versucht, die Bayern in die rechte Ecke zu stellen", hieß es aus dem Innenministerium. Bayern sei beispielhaft im Kampf gegen den Rechtsextremismus. Landesinnenminister Günter Beckstein (CSU)
warnte allerdings kürzlich selbst vor einer schleichenden Verbreitung rechten Gedankengutes.
Die Autoren der Studie wiesen die Vorwürfe zurück. Der Fragebogen sei von führenden Politologen erarbeitet worden. Die Umfrage sei auch für Bayern repräsentativ.
Für den SPD-Fraktionschef im bayerischen Landtag, Franz Maget, zeigt die Studie, dass es in Bayern viele Menschen gebe, "die rechtsextrem denken, aber nicht so wählen". Vertreter der
jüdischen Gemeinden in Bayern forderten angesichts der Ergebnisse, die Lerninhalte in den Schulen zu überprüfen.
Quelle: Süddeutsche Zeitung (9/10.11.2006)
Die FES-Studie:
"Vom Rand zur Mitte. Rechtsextreme Einstellungen und ihre Einflussfaktoren in Deutschland"
Redakteur bei vorwaerts.de bis September 2009, jetzt Redakteur bei Neue Energie, dem Magazin des Bundesverbands für Windenergie