Brandenburgs CDU stürzt nach Schönbohm-Thesen ab. SPD und Platzeck vorn
Brandenburgs Innenminister Wulf Schönbohm hat mit seinen vielfach
kritisierten Thesen über den Zusammenhang von Zwangsproletarisierung und
Gewalttaten die Union in der Mark massiv abstürzen lassen: Anfang Juni lag
Brandenburgs CDU bei Wahlumfragen Anfang Juni noch mit 33 Prozent vor der
SPD mit 31 Prozent. Seit Schönbohms Aussagen wendete sich das Blatt: Die
SPD mit ihrem populären Ministerpräsident Matthias Platzeck legte 8 Prozent zu
und führt nun klar mit 39 Prozent. Die Union verlor 12 Prozent und fällt mit 21
Prozent noch deutlich hinter die PDS mit 28 Prozent auf Platz 3 zurück.
Schönbohms Popularitätswert erreicht nun die Note 4,2 (im Juni 3,1), viel
schlechtere Werte wurden selten für einen Spitzenpolitiker gemessen. Auch
unter Unionsanhängern fällt Schönbohm auf 3,2 Punkte (Juni 2,2).
SPD-Ministerpräsident Matthias Platzeck erhält dagegen 2,4 und ist damit klar
der populärste Politiker im Land vor PDS-Chef Lothar Bisky mit 3,1.
Gegen Schönbohms Thesen hatten sich auch profilierte ostdeutsche
CDU-Politiker geandt wie Rainer Eppelmann, Günter Nooke u.a. Angela Merkel
und Schönbohm schlugen bei ihrem Wahlkampfauftakt in Cottbus Buhrufe und
Pfiffe entgegen. Viele Ostdeutsche fühlen sich nachhaltig gekränkt und beleidigt.
Inzwischen hat Edmund Stoiber Schönbohm das "Ostbashing" abgenommen,
was dieser mit dem mutigen Hinweis kommentierte, Stoiber solle beim
Wahlkampf in Bayern bleiben, "um den Osten kümmern wir uns selbst".
Berliner Morgenpost vom 18. August, Der Tagesspiegel vom 15. August
war von 1994 bis 1998 Büroleiter und Persönlicher Referent des SPD-Fraktionsvorsitzenden Rüdiger Fikentscher.