Zwar ist die Zahl derer, die ein verfestigtes rechtsextremes Weltbild vertreten, bundesweit auf 7,6 Prozent (2006: 8,6%) zurückgegangen, dies trifft aber lediglich auf Westdeutschland zu
(7,5%, 2006: 9,1%), im Osten ist der Zustimmungswert auf 7,9 Prozent (6,6) angestiegen.
Grobgefasst lautet das Resüme der Wissenschaftler: Ostdeutsche seien tendenziell ausländerfeindlicher (32,6%; West: 18,2) sowie chauvinistischer (17,1%; West: 14,3 und befürworteten eher
eine rechtsautoritäre Diktatur (5,6%; West: 3,3). Westdeutsche seien eher antisemitisch (9,3%; Ost: 7,9) sowie sozialdarwinistisch (3,5%; Ost: 1,6) eingestellt und neigten eher zur Verharmlosung
des Nationalsozialismus (3,8%; Ost: 1).
Chauvinismus in Bayern am höchsten
Den Ost-West-Vergleich sehen die Leipziger gleichwohl als zu grobkörnig an. Zwischen den einzelnen Bundesländern gibt es nämlich erhebliche Unterschiede. Besonders auffällig ist dies bei der Ausländerfeindlichkeit. Die ist zwar im Westen durchschnittlich auf 18,2 Prozent (2006: 25,7%) zurückgegangen, im Osten insgesamt auf 32,6% hochgeschnellt (30,6%). Das Bundesland Bayern zeigt aber hier mit 39,1 Prozent den zweithöchsten Wert nach Sachsen-Anhalt (39,3%) auf und bei der Zustimmung zum Chauvinismus liegt der Freistaat mit 30,4 Prozent sogar an der Spitze. In Mecklenburg-Vorpommern wiederum finden sich die höchsten Zustimmungswerte zum Sozialdarwinismus (14,3%) und der Verharmlosung des Nationalsozialismus (7,2%).
Nach Meinung der Autoren müssten auch sowohl die sozialräumlichen wie die soziodemographischen Unterschiede stärker gewichtet werden. Mecklenburg-Vorpommern habe andere Strukturen als Sachsen,
gelte als abgehängte Region mit starker Abwanderung von Frauen und Menschen mit hohem Bildungsgrad − und dies treffe teilweise auch auf Sachsen-Anhalt und Brandenburg zu, sagte Elmar Brähler.
Der Wissenschaftler wies schließlich auch darauf hin, dass die aktuelle Befragung im Mai/Juni dieses Jahres, also vor der Finanzkrise, zu einem Zeitpunkt mit noch guter Stimmungslage,
durchgeführt wurde. Die Ergebnisse der jetzt veröffentlichten Studie könnten sich daher verschlechtern.
Friedrich-Ebert-Stiftung (Hrsg.), Oliver Decker, Elmar Brähler, Bewegung in der Mitte − Rechtsextreme Einstellungen in Deutschland 2008 (mit einem Vergleich von 2002 bis 2008 und der
Bundesländer), Berlin 2008
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www.fes.de/rechtsextremismus