Inland

„Bei Extremismus hört der Spaß auf“

von Kai Doering · 19. März 2012

Sein „seitwärts“-Comic im aktuellen vorwärts sorgte für Aufruhr. Im Interview mit vorwärts.de geht Zeichner David Füleki auf die Kritik ein und sagt, warum er an seinen Figuren dennoch nichts ändern wird.

vorwärts: Ihr „seitwärts“-Comic im letzten vorwärts hat teilweise recht heftige Reaktionen hervorgerufen. Haben Sie damit gerechnet?

David Füleki: Nein, überhaupt nicht. Ein Ziel des Comics ist natürlich, die Leser zum Nachdenken anzuregen und manchmal auch Widerspruch zu provozieren. Aber als ich den Comic für die März-Ausgabe gezeichnet habe, wäre ich nie auf die Idee gekommen, dass man ihn so extrem interpretieren kann. Über die Reaktionen war ich zunächst schockiert, habe dann aber verstanden, woran sich die Kritik entzündet.

Was ist der Grundgedanke des Comics?

Der Comic hat einen autobiographischen Hintergrund. Ich komme aus Sachsen und bei uns war es üblich, dass man als Jungendlicher vor die Gretchenfrage gestellt wird „Bist Du Links oder Rechts?“. Natürlich gibt es nicht nur extreme Fälle, sondern auch etwas dazwischen. Ich habe eigentlich immer versucht, mich aus der Debatte herauszuhalten, denn einen wirklichen Bezug zur Politik haben die Fragen ja nicht. Mit dem Comic wollte ich zeigen, dass es Politikinteressierte gibt, aber auch „Spinner“, die den politischen Deckmantel nutzen, um ihre Aggressionen auszuleben. Die Darstellung ist natürlich überspitzt, aber die Grundaussage ist klar: Bei Extremismus hört der Spaß auf.

Der Vorwurf vieler Leser lautet, Sie würden Linke pauschal als extremistisch bezeichnen.

Ich kann die Aufregung sehr gut verstehen. Dass sich jemand, der in einem linken Jugendclub aktiv ist, mit der Figur des Bolschewiken Anton identifiziert, wundert mich allerdings. Ich habe ihn derart überzeichnet, dass sich eigentlich niemand angesprochen fühlen kann – zumindest dachte ich das. Ich hätte eher damit gerechnet, dass Anton als jemand angesehen wird, der sich zwar für links hält, aber allen klar ist, dass er das ganz und gar nicht ist. Anton steht nicht sinnbildlich für alle Linken. Ich stelle ihn ja bewusst als Krawallmacher dar. Und das ist ein großer Gegensatz zu jemandem, der sich politisch engagiert.

Sind Sie ein politischer Mensch?

Die Frage wurde mir in den vergangenen Tagen häufig gestellt. Wie die meisten Deutschen habe ich eine gesunde politische Halbbildung. Alle Details durchblicke ich nicht bis ins Detail und möchte es auch gar nicht. Wenn ich mich nicht gut genug mit einem Thema auskenne, versuche ich, mir eine öffentliche Meinungsäußerung zu verkneifen. Über die Themen, die ich im „seitwärts“-Comic behandle, mache ich mir immer viele Gedanken und bilde mich auch gezielt weiter. Manchmal bleibt es trotzdem ein Balanceakt.

Werden Sie nach den Reaktionen etwas an ihren Comics ändern?

Ich habe viel darüber nachgedacht, wie ich auf die Kritik reagiere. Ein großer Teil der Leser hat den aktuellen Comic ja glücklicherweise so verstanden, wie ich es beabsichtigt habe. Das hat sich in Diskussionen im Internet, z.B. auf meiner Facebook-Seite, gezeigt. Ich bin noch etwas unentschlossen, ob ich die kritischen Stimmen in meine Arbeit aufnehme, denn ich möchte auf keinen Fall meine Glaubwürdigkeit aufs Spiel setzen. Auf jeden Fall werde ich in Zukunft sensibler mit dem Bereich linke politische Gruppierungen umgehen. Zum Thema „sozialistischer Jugendtreff“ zeichne ich keinen Comic mehr. Aber an meinen Figuren werde ich nichts ändern.

Autor*in
Kai Doering
Kai Doering

ist stellvertretender Chefredakteur des vorwärts. Er betreut den Bereich Parteileben und twittert unter @kai_doering.

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