Vor vier Jahren hatte die Hoffnung weltweit einen Namen: Barack Obama. Er stand für den Wechsel. Weg vom beharrenden, moralisierenden, kriegsfreudigen, sozial kalten Amerika, das Millionen ohne Krankenversicherung dahinvegetieren ließ. Kurz, das selbstgerechte Land George W. Bushs. Obama dagegen verkörperte den Aufbruch.
Allenthalben, besonders in Deutschland, wurde der junge Demokrat bejubelt. Doch im Wahlkampf zeigte sich Obamas Opportunismus. Um seinen „Patriotismus“ unter Beweis zu stellen, heftete sich der Kandidat eine US-Fahne ans Revers und warb für einen „gerechten Krieg“ in Afghanistan. Als Präsident weitete Obama den militärischen Einsatz am Hindukusch aus. Das bedeutete: Mehr Opfer unter der Zivilbevölkerung, mehr gefallene Soldaten, mehr Geld für den Krieg und damit höhere Schulden.
Im israelisch-arabischen Konflikt wollte Obama als Friedensstifter wirken. Zunächst hofierte er Mubarak und andere Diktatoren und Monarchen. Das Israel Netanjahus ließ der Präsident rechts liegen, obgleich er vor den Wahlen dort um jüdische US-Stimmen geworben hatte. So verliert man seine Glaubwürdigkeit – auch in der islamischen Welt, wo Obama erst im letzten Moment aufs Trittbrett der arabischen Revolution aufsprang. Erst jetzt, knapp vor den November-Wahlen und der Einsatzfähigkeit der iranischen Atomwaffen, setzt Washington harte Sanktionen gegen Teheran durch. Es könnte zu spät sein.
Innenpolitisch verliert Obama ebenfalls Ansehen. Er hat die Gesundheitsreform durchgesetzt. Doch seine Schuldenpolitik lässt für deren Realisierung kaum Mittel übrig. Dem Präsidenten gelang es nicht, die Arbeitslosigkeit zu reduzieren. Statt sich auf die Sozialpolitik zu konzentrieren, macht Obama, was er seit je am besten kann: Er sammelt Geld für seinen Wahlkampf. Eine Milliarde Dollar will er dafür anhäufen – weit mehr Geld als alle republikanischen Kandidaten zusammen.
Da wirtschaftliche Motive am Ende die Wahlen entscheiden, könnte sich die enttäuschte Mehrheit schließlich von Obama abwenden – Mitt Romney ist ein unverstellter Kapitalist, der aber auch Gesundheitsreform kann: Als Gouverneur von Massachusetts setzte er eine verpflichtende Gesundheitsversicherung durch.
ist ein deutsch-israelischer Schriftsteller, Publizist, Politologe und Zeithistoriker.