Inland

Aufschrei in Dresden: Protest gegen Pegida-Jubiläum

Vor drei Jahren trafen sich in Dresden erstmals Anhänger von Pegida, um gegen die vermeintliche Islamisierung des Abendlandes zu demonstrieren. Anlässlich des Jubiläums formiert sich Protest.
von Robert Kiesel · 27. Oktober 2017
Pegida in Dresden
Pegida in Dresden

Montag ist Pegida-Tag. Während diese Aussage in vielen deutschen Großstädten längst der Vergangenheit angehört, gilt sie in Dresden noch immer. Mit wenigen Ausnahmen versammeln sich dort jeden Montag um die 2.000 Menschen, um gegen die vermeintliche Islamisierung des Abendlandes zu protestieren. An diesem Samstag dürften es sogar deutlich mehr werden: Pegida feiert das dreijährige Bestehen und weicht dafür eigens vom angestammten Wochentag ab.

„Herz statt Hetze“ mobilisiert zum Gegenprotest

Und noch etwas wird anders sein in der Stadt, für die der wöchentliche Pegida-Aufmarsch zum Normalzustand geworden ist: Während sich die Zahl der Gegendemonstranten zuletzt – begleitet durch die zurückgehende Medienberichterstattung – immer weiter dezimierte, erwarten die Organisatoren von „Herz statt Hetze“ am Samstag Tausende auf den Straßen. Die Gruppe wehrt sich gegen Pegida und die schleichende Normalisierung ihrer fremdenfeindlichen Versammlungen, mobilisierte zu den vergangenen Jahrestagen der Gründung des fremdenfeindlichen Bündnisses 20.000 (2015) und 8.000 Menschen. Beachtliche Zahlen für eine Stadt, deren Bewohner seit Jahren im Ruf stehen, den Einsatz für Toleranz und Vielfalt lieber anderen zu überlassen.

Geht es nach Rita Kunert und Eva Puschbeck, darf sich der Erfolg von „Herz statt Hetze“ in diesem Jahr gern wiederholen. Beide engagieren sich ehrenamtlich in der Initiative, halfen mit, unter dem Titel „Für ein Dresden ohne Rassismus“ zahlreiche Aktionen, darunter auch ein Friedensgebet, zu organisieren. Den Anhängern von Pegida wollen sie deutlich machen: „Ihr seid nicht das Volk, wir sind in der Überzahl“, so Kunert.

„Pegida ist 1933“

Die Motivation für ihr Engagement fasst Kunert in nur einem Satz zusammen: „Was bei Pegida auf der Bühne geäußert wird, ist 1933. Das kann man doch nicht so stehen lassen.“ Eva Puschbeck ergänzt: „Es ist verstörend, beschämend und bedrückend, wenn Leute in Dresden aufgrund ihrer Herkunft oder Hautfarbe angepöbelt oder bespuckt werden. Pegida schafft das Klima dafür.“ Den von „Herz statt Hetze“ organisierten Aktionstag nennt Puschbeck einen „Aufschrei“, der sagen will: „Das Problem ist noch da!“

Der Aufschrei findet Gehör. Neben Dirk Hilbert (FDP), dem Oberbürgermeister Dresdens, der erstmalig seinen Auftritt bei einem Pegida-Gegenprotest angekündigt hat, tritt mit Eva-Maria Stange (SPD) die Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst im Freistaat Sachsen auf. Im Gespräch mit vorwaerts.de erklärte sie: „Es ist mir ein Anliegen, gerade als eine der oft als ‚die da oben‘ gescholtenen Politikerinnen ein Zeichen zu setzen und jenen Menschen, die gegen Ausländerfeindlichkeit und für Weltoffenheit und Toleranz in Dresden kämpfen, den Rücken zu stärken.“

Dresden: Weltoffen aus Tradition

„Dresden wäre nicht so reich an Kulturschätzen, wenn es nicht immer schon weltoffen gewesen wäre“, sagte sie in Richtung jener, die sich auch am Samstag wieder vor der Bühne von Pegida versammeln werden und ergänzte: „Es gibt ein deutliches Gegengewicht in Dresden. Wir sind der andere Teil dieser Stadt, der sich am Samstag Gehör verschafft.“

Autor*in
Robert Kiesel

war bis März 2018 Redakteur des vorwärts.

0 Kommentare
Noch keine Kommentare