Inland

Ältere Menschen spielen bei Wahlen eine immer wichtigere Rolle

Die Generation 60 plus spielt in unserer Gesellschaft eine immer bedeutendere Rolle. Ihr politisches Einflusspotenzial, ihre Erwerbsquote und ihre digitale Kompetenz steigen unaufhörlich, heißt es in dem Statistischen Jahrbuch 2018.
von Katharina Korn · 18. Oktober 2018

Die Gesellschaft altert. Das liegt vor allem an drei Ursachen: Zum einen kommen die geburtsstarken Jahrgänge der Babyboomer nach 2020 zunehmend ins Seniorenalter. Zum anderen sind die nachfolgenden Jahrgänge der jungen Menschen deutlich schwächer besetzt. Hinzu kommt, dass die Lebenserwartung aufgrund des Fortschritts der medizinischen Versorgung weiter steigt.

Aus dem Statistischen Jahrbuch 2018 geht hervor, dass sich der Anteil der Personen ab 65 Jahren an der Gesamtbevölkerung von 21 Prozent im Jahr 2017 auf 31 Prozent im Jahr 2060 erhöhen wird. Auch auf die Politik wirkt sich der demografische Wandel aus. Mehr als jeder dritte Wahlberechtigte ist mindestens 60 Jahre alt und die Wahlbeteiligung dieser Altersgruppe ist mit 81 Prozent überdurchschnittlich hoch.

Ältere wählen eher SPD, CDU und CSU

Aus den Stimmabgaben der Bundestagswahl im vergangenen Jahr wird deutlich: Während die Wählerklientel der CDU, CSU und SPD zum größten Teil aus mindestens 70-Jährigen bestand, waren AfD und GRÜNE bei den ältesten Wählern eher unbeliebt. Die Wählerschaft der FDP und LINKE hingegen verzeichnete keine nennenswerten Unterschiede zwischen den Altersgruppen. Das Wahlverhalten der Generation 60 plus übt aufgrund der hohen Zahl der Wahlberechtigten und der überdurchschnitlichen Wahlbeteiligung dieser Altersgruppe erheblichen Einfluss auf die Politik aus. Rheinland-Pfalz besaß unter den mindestens 60-Jährigen mit rund 81 Prozent die höchste Wahlbeteiligung, Sachsen-Anhalt hingegen mit rund 69 Prozent die niedrigste.

Die Menschen arbeiten immer länger

Der Anteil der 65- bis 69-Jährigen, die einer Erwerbstätigkeit nachgehen, hat sich in den vergangenen zehn Jahren auf etwa 16 Prozent verdoppelt. Vor allem Männer und Selbstständige arbeiten auch noch nach dem regulären Renteneintritt weiter. Offenbar gewinnt die Selbstständigkeit mit zunehmendem Alter an Bedeutung, da es für sie keine bindende Regelaltersgrenze gibt. So war 2017 etwa jeder Dritte der Erwerbstätigen zwischen 65 und 74 Jaren selbstständig, während es bei den 55- bis 64-Jährigen nur etwa jeder Zehnte war. Wie viele der Senioren aus wirtschaftlichen Gründen gezwungen sind, auch noch im hohen Alter einer Erwerbstätigkeit nachzugehen, geht aus dem Statistischen Jahrbuch allerdings nicht hervor. Den größten Anteil derjenigen, die auch noch im Seniorenalter arbeiten, verzeichnet Baden-Württemberg, gefolgt von Bayern. Am wenigstens sind es in Mecklemburg-Vorpommern.

Die Kluft der digitalen Kompetenz sinkt

Immer mehr Senioren sind im Netz aktiv. Im ersten Quartal 2017 surften in Deutschland etwa die Hälfte der Personen ab 65 Jahren im Internet – vor allem für den E-Mail-Verkehr, Waren- und Dienstleistungen, zur Informationssuche und um Reisen zu buchen. Allerdings lässt sich hier ein deutlicher Unterschied zwischen Männern und Frauen konstatieren. Während 60 Prozent der Männer dieser Altersgruppe online gingen, waren es bei den Frauen bloß 40 Prozent. Die Geschlechterkluft wie auch der Generationenunterschied werden künftig jedoch immer weiter sinken. Denn die kommende Rentergeneration der derzeitig 45- bis 64-Jährigen nutzten fast alle – zu knapp 90 Prozent – das Internet. Und bei den jüngeren Generationen gab es zwischen den Geschlechtern keine auffallenden Unterschiede im Onlineverhalten.

Die Statistiken zeigen deutlich: Ältere Menschen nehmen aktiv am gesellschaftlichen Leben teil – und dies nicht nur in der Politik, der Wirtschaft und im Internet, sondern auch in der Bildung, wie die steigende Zahl der studierenden Senioren darlegt. Angesichts des weiter wachsenden Anteils von älteren Menschen an der Gesamtbevölkerung, wird es immer wichtiger, „das Alter als Chance zu sehen und die Fähigkeiten dieser Generation weiter zu nutzen und zu fördern“, verkündete das Statistische Bundesamt am Donnerstag auf einer Pressekonferenz.

Autor*in
Katharina Korn

studiert Geschichte und Deutsche Literatur und war Praktikantin in der vorwärts-Redaktion von Oktober bis Dezember 2018.

0 Kommentare
Noch keine Kommentare