Inland

"79 Tage Arbeit ohne Bezahlung"

von Vera Rosigkeit · 19. März 2009
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Am 20. März findet zum zweiten Mal der Equal Pay Day statt. Das scheint auch notwendig zu sein. Denn laut Statistischem Bundesamt betrug das Verdienstgefälle zwischen Frauen und Männern in Deutschland 23 Prozent. "Dies ist ein Armutszeugnis für den Exportweltmeister und eine Diskriminierung der Frauen", so Lissy Gröner, frauenpolitische Sprecherin der SPE-Fraktion im Europäischen Parlament.

Einkommensschere geht weiter auseinander

Der 20. März als Equal Pay Day markiert den Zeitraum, den Frauen in Deutschland über das Jahresende hinaus arbeiten müssen, um auf das Gehalt ihrer männlichen Kollegen zu kommen. Das seien 79 Tage ohne Bezahlung, so Gröner: "Der Skandal ist darüber hinaus, dass sich die Einkommensschere weiter öffnet. Das belegt der Jahresbericht 2009 zur Gleichstellung der EU Kommission."

Warum weniger Lohn in frauendominierten Branchen?

"Die Ursachen für die Lohndiskriminierung sind vielfältig, aber veränderbar!", erklärte die Bundesvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen (ASF) und Mitglied des SPD-Präsidiums, Elke Ferner. Zu fragen wäre, warum in frauendominierten Branchen niedrigere Entgelte bezahlt werden oder "wieso die Arbeit eines ausgebildeten Automechanikers eigentlich mehr wert ist", so Ferner. "Der Vorwurf des mangelnden Verhandlungsgeschicks als Ursache für die ungerechte Entlohnung macht sich da gegenüber den betroffenen Frauen wie blanker Hohn aus", fügte sie hinzu. Außerdem würden auch innerhalb der Branchen Männer und Frauen unterschiedlich entlohnt.

Regelungen per Gesetz

Freiwillige Vereinbarungen und Appelle haben nichts bewirkt, sind sich SPD-Politikerinnen einig. "Deshalb brauchen wir gesetzliche Regelungen. Eine Geschlechterquote in Aufsichtsräten, wie sie Norwegen mit großem Erfolg eingeführt hat, und ein Gleichstellungsgesetz für die Privatwirtschaft sind überfällig."

Ferner begrüßte ausdrücklich die Äußerungen des SPD-Vorsitzenden Franz Müntefering zur Forderung nach einer Quote für Aufsichtsräte. Müntefering wurde am Dienstag die " Nürnberger Resolution" überreicht. Darin fordern Frauen und Männer in Fach- und Führungspositionen bis zum Jahr 2013 einen Frauenanteil von mindestens 40 Prozent in den Aufsichtsräten und ein Gleichstellungsgesetz für die Privatwirtschaft.

Mehr Informationen zur Nürnberger Resolution: http://www.nuernberger-resolution.de/index.html

Mehr Informationen zum Equal Pay Day am 20. März: http://www.equalpayday.de/

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Vera Rosigkeit

hat Politikwissenschaft und Philosophie in Berlin studiert und ist Redakteurin beim vorwärts.

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