Als Johann Even im Jahr 1920 sein Berufsleben begann, standen für ihn schon solche Fragen fest, die Bertolt Brechts "lesender Arbeiter" später ausdrücken sollte.
Johann Even war Sohn des Ziegeleiarbeiters Johann Bernhard Even und seiner Ehefrau Aafke geb. Franken. Die sechsköpfige Familie lebte - nicht ungewöhnlich zu jener Zeit - in bescheidenen Verhältnissen, indes war sie nicht arm wie viele geknechtete Rheiderländer Landarbeiter. Im Kindesalter schon lernte Johann Even Verantwortung zu übernehmen. Als der Vater an der Front seinen Kriegsdienst 1914 - 1918 ableistete, übernahm der Achtjährige einen Teil der Hausarbeit, da die Mutter als Tagelöhnerin und Deputatin das Zubrot für die Existenz ihrer Familie sicherte.
Nach Abschluss der Volksschule verdingte sich Johann Even, wie damals in diesen Kreisen üblich, zunächst beim Bauern. Einige Jahre später nahm er auf einer Ziegelei in Jemgum die Tätigkeit als Karrenschieber an - um wenig höheren Lohnes und etwas größerer Freiheit willen. Die langen schweren Arbeitszeiten ohne Urlaub, verbunden mit einem kargen Lohn, behagten dem jungen Mann absolut nicht, und er nahm, nicht einmal volljährig, an dem "wilden" Rheiderländer Ziegleraufstand des Jahres 1923 teil.
Er sah, dass sowohl im politischen wie auch sozialen Bereich Gerechtigkeit, ein sozialer Umbruch nottat und beteiligte sich folgerichtig1923/24 an der Gründung des Jemgumer SPD-Ortsvereins und der Gewerkschaft. In diesen Gremien betätigte er sich über sein Arbeitsleben hinaus, setzte sich vehement für gerechte Löhne, Arbeitszeiten- und Urlaubsregelungen ein. Solidarität hieß auch sein Gebot. Repressalien scheute der Sozialdemokrat nicht: In der nationalsozialistischen Ära verbüßte Johann Even eine siebentätige Gefängnisstrafe, weil er sich weigerte, sein Parteibuch abzugeben.
Die im Rheiderland bekannte Arbeitslosigkeit umging der fleißige Jemgumer, indem er sich in der Fremde Arbeit suchte - seinem Leitspruch getreu: "Wo der Schornstein raucht, ist meine Heimat." Johann Even war der letzte Wanderziegler Ostfrieslands. Im späten Arbeitsleben kam er in seine Heimat zurück, avancierte hier zum verantwortlichen Ziegelbrenner. Am großen Rheiderländer Zieglerstreik des Jahres 1951 beteiligte sich der Rheiderländer als Betriebsratsvorsitzender und Streikfrührer maßgeblich. Als Vorsitzender vertrat er über ein Jahrzehnt den Jemgumer SPD-Ortsverein. Kandidaturen für kommunalparlamentarische Tätigkeiten lehnte der langjährige Parteigenosse ab, weil er sich möglichen politischen bzw. gesellschaftlichen Zwängen nicht hätte beugen wollen oder können.
Seine große Familie versorgte Johann Even vorbildlich. Harte Schicksalsschläge verschonten ihn nicht: Seine erste Frau starb an Tuberkulose, seine zweite kam in Kriegswirren um, seine dritte verstarb vor 25 Jahren. Dem ungeachtet blieb der Rheiderländer ein gottgefälliger Mann - gleichwohl: das Verhältnis des achtfachen Familienvaters zur Kirche war ambivalent, besonders da, wo sie ihre vorgebliche Pflichten der Nächstenliebe gegenüber Minderbemittelten und Notleidenden vernachlässigte - ein kritischer Christ, ein Mann der Tat. Der Ziegler war ein in seinen Interessen und Aktivitäten vom Durchschnitt sich abhebender Mann. Im besten Sinne verdient der Arbeiter Johann Even, ein Kämpfer für den Kleinen Mann, folgende Worte Heinrich Heines: "Unter jedem Grabstein liegt eine Weltgeschichte."
In hoher Ehrerbietung