Wie die „Konzentration“ beim SPD-Wiederaufstieg nach dem Krieg half
Als die SPD sich 1945 zur Wiedergründung sammelte, startete sie in der Mittellosigkeit. Die bis 1933 wohlorganisierte Partei war vom Naziregime nicht nur verboten worden, sondern sie hatte ihr Eigentum verloren. Ihre Parteihäuser hatte die NSDAP besetzt, sie wurden enteignet und teilweise verkauft. Die Büroeinrichtungen übernahm die NSDAP mit ihren Organisationen. Die SPD-Zeitungen wurden ebenfalls enteignet, meistens die Druckereien für Nazi-Blätter genutzt. Die zahlreichen Verlage wurden enteignet und liquidiert. Wertvolle Urheberrechte an Dritte verkauft.
Ohne den Bombenkrieg hätten zahlreiche Parteihäuser unzerstört erneut bezogen werden können, doch der Bombenkrieg hatte diese Immobilien nicht geschont. In Berlin, Hamburg, München, Köln, Frankfurt und vielen weiteren Orten waren die SPD-Häuser nur noch Trümmergrundstücke. Immerhin konnte in Hannover, dem wichtigsten Gründungsort, ein nur beschädigtes Parteihaus bezogen werden.
SPD-nahe Zeitungen nach dem Zweiten Weltkrieg
Nachdem Sommer und Herbst 1945 mit der Wiedergründung der lokalen SPD und der in den Besatzungszonen erfüllt waren, begannen mit der zunehmenden Akzeptanz des vorbereitenden Büro Schumacher auch Überlegungen zum Wiederaufbau von Zeitungen und Verlagen. Dieser naheliegenden Planung stand jedoch die Politik der Besatzungsmächte entgegen.
Die US-Militärregierung entschied sich gegen Zeitungslizenzen an Parteivertreter, sodass eine Sperre für die Wiedergründung von SPD-Zeitungen bestand, selbst an Orten, wo einst auflagenstarke SPD-Zeitungen existierten: Frankfurt, München, Nürnberg, Stuttgart. Die US-Militärregierung vergab nur Gruppenlizenzen, die Vertreter aus mehreren Parteien berücksichtigten, in der Regel CDU, FDP, KPD und SPD.
Die Britische Militärregierung wartete zunächst ab und entschied sich dann für Lizenzen an von den Parteien vorgeschlagene Vertreter. Direkt an die Parteien vergab sie keine Lizenzen. Im Laufe des Jahres 1946 starteten deshalb SPD-nahe Zeitungen in der Britischen Besatzungszone. Wichtige Standorte wurden Hannover, Hamburg, Dortmund, Bielefeld, Essen und Köln. In der Viermächtestadt Berlin konnte die SPD-Zeitung Telegraf erscheinen. Auch in der Französischen Besatzungszone erhielten SPD-Vertreter Lizenzen, doch dort war die Ausgangslage ungünstig, da vor 1933 nur wenige SPD-Zeitungen in dieser Zone existiert hatten.
Wiedergründung der „Konzentration“ unter historischem Namen
Ungleich besser hätte die Wiederentstehung der SPD-Zeitungsverlage in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) ausfallen können, wenn nicht die Sowjetische Militäradministration das Erscheinen von SPD-Zeitungen blockiert hätte. Sie bevorzugte die eigenen Gründungen Berliner Zeitung und Tägliche Rundschau. Sehr bald stellte sie die Weichen zugunsten der KPD und setzte ihre Machtmittel zugunsten der Zwangsvereinigung von KPD und SPD zur SED ein, die im April 1946 vollzogen wurde. Nun erschienen unter den historischen Titeln der SPD-Zeitungen die SED-Bezirkszeitungen.
Vor dem Erscheinen der Zeitungen von SPD-Lizenzträgern entstanden im Frühjahr 1946 erste Kontakte zwischen früheren Mitarbeitern der SPD-Verlage sowie sozialdemokratischen Journalisten, die ein Wiederentstehen der SPD-Presse erwarteten. Aus diesen Beratungen entwickelte sich die Idee zur Wiedergründung einer zentralen Gesellschaft zur Koordination der beginnenden verlegerischen Tätigkeit, denn 1946 wurden die ersten Lizenzen erteilt. Trotz einiger Bedenken entschied man sich wiederum für den historischen Namen Konzentration.
Es wurde jedoch keine Aktiengesellschaft, sondern nur eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) am 29. Oktober 1946 gegründet. Auch der Gesellschaftszweck wurde begrenzter festgelegt: Die Konzentration sollte gemeinsame Beschaffung von Betriebsmitteln organisieren, betriebswirtschaftliche Beratung und Revision übernehmen. Auch an Beteiligungen war gedacht, was in der Praxis begrenzt blieb, da die regional verankerten Zeitungen auf Unabhängigkeit von der Konzentration bedacht waren. Die Konzentration half außerdem beim Kampf um die Wiedergutmachung für das 1933 enteignete Betriebsvermögen. Aus dieser Restitution entstand der Ansatz zu einer Immobilienverwaltung.
Zahlreiche Aufgaben nach der Wiedervereinigung
Der Wandel des SPD-Betriebsvermögens, das in den 1960er und 1970er Jahren von Zeitungseinstellungen, Zusammenschlüssen mit anderen Medien, Aufgabe von Druckereien bestimmt war, führte in den 1970er Jahren zu einer Aufgabenteilung zwischen der Konzentration GmbH und der neugegründeten Deutschen Druckerei- und Verlagsgesellschaft (ddvg), bei der die Zeitungsbeteiligungen angesiedelt wurden. Bei der historischen Konzentration verblieben die Immobilienverwaltung, Buchhaltung und Restaufgaben.
Die deutsche Einheit sowie der Umzug nach Berlin erlaubten einen weiteren Schritt. Da durch die deutsche Einheit die SPD zahlreiche Grundstücke, vor allem ehemalige Parteihäuser, zurückerhielt, musste über den Umgang mit diesen neuen Immobilien entschieden werden, die ausnahmslos umfassend saniert werden mussten. Noch einmal wurde die Konzentration umgebaut, nun zu einer reinen Immobilienverwaltung, die sich außerdem um die wirtschaftliche Entschädigung für das bis dahin durch die DDR blockierte Vermögen kümmern musste.
Der Erfolg des großen Sanierungsprogramms in den neuen Bundesländern, die in Chemnitz, Halle, Jena, Leipzig, Magdeburg, Rostock, Schwerin zu attraktiven SPD-Häusern führte, löste auch Bewegung in den alten Bundesländern aus, sodass auch dort die Konz, wie sie meist genannt wird, die Standorte der SPD vielerorts verbesserte. Im 75. Jahr ihrer Neugründung kann die Konzentration deshalb auf einen vorzeigbaren unternehmerischen Erfolg zurückblicken.
war von 1975 bis 1976 Politikberater für die sozialistische Partei im revolutionären Portugal. Als Mitglied des Europäischen Parlamentes war er Vorsitzender des Ausschusses für den Beitritt Portugals zur Europäischen Gemeinschaft.