Die Stiftung Berliner Mauer zeigt anlässlich des 25. Jahrestages des Mauerfalls im ehemaligen Notaufnahmelager Marienfelde die bewegende Ausstellung "Risiko Freiheit - Fluchthilfe für DDR-Bürger 1961-1989".
Horst Köhler, Hellmuth Karasek, Hans-Dietrich Genscher oder Dieter Hallervorden – wie vier Millionen anderen Bürgern der DDR gelang ihnen die Flucht. Trotz der Errichtung der Berliner Mauer am 13. August 1961 suchten die Menschen ihr Heil in der Bundesrepublik. Ihre Geschichte erzählt die Sonderausstellung. An der West-Berliner Stadtgrenze war die Flüchtlingszahl dabei besonders hoch.
Flucht von Deutschland nach Deutschland
Die Ausstellung im Notaufnahmelager Marienfelde ist inhaltlich in Abschnitte gegliedert. Vom Mauerbau 1961, dem Transitabkommen 1972, der Grenzöffnung zwischen Österreich und Ungarn und dem Mauerfall 1989 wird die Historie der deutsch-deutschen Trennung skizziert. Fotos, Filmausschnitte, Zeitzeugeninterviews, Audioführungen und multimediale Technik beleben die Darstellungen. Um dem DDR-Regime zu entkommen, wurden Pässe gefälscht, Autos zu Verstecken umgebaut oder Tunnel gegraben. Die Flucht war riskant: Schätzungsweise 1000 Menschen kamen an der innerdeutschen Grenze ums Leben. Die Ausstellung verdeutlicht, dass nicht nur DDR-Bürger von Ost nach West flohen, sondern auch Bundesbürger in die DDR übersiedelten.
An historischer Stätte
Das Notaufnahmelager in Berlin-Marienfelde bot etwa 1,35 Millionen ehemaligen DDR-Bürgern Zuflucht. Sie wurden in kleinen Stuben untergebracht. Zum Inventar gehörten Doppelstockbetten, ein Tisch, Stühle und ein Spind, wie in einer Kaserne. Trotzdem fühlten die Menschen im Lager ihre Freiheit. Sie hofften, in der Bundesrepublik eingebürgert zu werden. Rund 3,7 Millionen DDR-Bürger stellten den Antrag auf Notaufnahme, allein 900 000 davon in West-Berlin.
"Risiko Freiheit" erzählt deutsche Geschichte am Ort des Geschehens und kann im Eingangsgebäude besichtigt werden. Ein Großteil des ehemaligen Notaufnahmelagers gewährt heute Asylbewerbern Unterschlupf. Auch ihnen gelang unter teils lebensgefährlichen Umständen die Flucht.
Eröffnet wurde die Ausstellung mit ehemaligen Flüchtlingen und Fluchthelfern. Sie berichteten von ihren Erlebnissen und Erfahrungen, zudem stellten sie der Stiftung diverse Relikte und Originalunterlagen zur Verfügung. So können unter anderem gefälschte Reisepässe oder Aufnahmeanträge begutachtet werden.
"Risiko Freiheit" ist noch bis zum 28. Juni 2015 zu sehen, der Eintritt ist frei.
Weitere Informationen auf der Internetseite des Notaufnahmelagers Marienfelde.
studiert Politikwissenschaft und Öffentliches Recht an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald. Er war Praktikant beim vorwärts.