Geschichte

Vor 20 Jahren begann die Friedliche Revolution

von Chiara Warbeck · 4. September 2009
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Nach einer sommerbedingten Pause fand an diesem Tag wieder eines der schon traditionellen Friedensgebete in der Leipziger Nikolaikirche statt, doch dieses Mal würde vieles anders sein. Am Tag zuvor hatte die Leipziger Herbstmesse eröffnet, und die Stadt zeigte sich kurzzeitig weltoffen, ein Vorteil den sich die DDR-Opposition sofort zu eigen machte: nach einem friedlichem Gebet, zu dem mehr als 1 000 Menschen erschienen, versammelte man sich vor der Kirche mitten in Leipzigs Innenstadt. Westliche Fernsehteams tauchten auf, und die ersten Transparente wurden entrollt.

Die SED, die schon im Vorfeld versucht hatte das Montagsgebet zu verhindern, griff mit einigen Männern der Staatssicherheit ein, und dennoch marschierten mehrere hundert Menschen durch die Stadt bis zum Hauptbahnhof. Nach diesem Vorfall wurde die Leipziger Stasi auf Härte eingeschworen. Doch trotz der Angst vor einem gewalttätigen Eingreifen, gingen die Menschen nach dem nächsten Friedensgebet auf die Straße.

Bis zu 300 000 Teilnehmer

Wieder hatte der couragierte Pastor Christian Führer, einer der Initiatoren der friedlichen Oppositionsbewegung, über das Ausreiseproblem gesprochen. Und wieder griffen Polizei und Stasi ein und setzten der Zusammenkunft gewalttätig ein Ende. Dieses Vorgehen löste in Leipzig und vielerorts Empörung aus, die Zahl der Demonstrationen wuchs und andere Städte solidarisierten sich mit den Leipzigern.

In Leipzig selbst stieg die Anzahl der Teilnehmer der Montagsdemos, die überwiegend friedlich verliefen und immer deutlicher die Unzufriedenheit und den Protest der Bürger zum Ausdruck brachten. Anfang Oktober 1989 gab es dann die entscheidende Demos, als trotz aller Gewaltdrohungen des Regimes und massiver Militärpräsenz rund 70 000 demonstrierten.

Das war der Durchbruch, von da ab war das SED-Regime in der Defensive, Ende Oktober waren schon über 300 000 Teilnehmer auf den Beinen. Sie wurden mit ihrer Losung "Wir sind das Volk" zu einem wichtigen Bestandteil der Wende und sorgten für den Ruf Leipzigs als "Heldenstadt", wie es der Schriftsteller Christoph Hein am 4. November 1989 auf dem Alex formulierte. Kurz danach fiel die Mauer - aber der Ruf ist Leipzig geblieben.

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