Zum Abschluss des Jubiläumsjahres sprach der SPD-Vorsitzende vor rund 250 Gästen und ehrte anschließend langjährige Parteimitglieder. Die Ortsvereinsvorsitzende Ute Jost hatte Müntefering
bereits im Frühjahr eingeladen. Dass er nun SPD-Chef sein würde, konnte damals noch niemand ahnen. So wurde in Gütersloh unverhofft eine Tradition fortgesetzt, denn vor 25 Jahren war der damalige
Parteichef Willy Brandt zum 75jährigen Ortsvereinsjubiläum gekommen.
Ende November hatten sich Mitglieder aus Stadt und Kreis und viele interessierte Gäste aus dem öffentlichen Leben der Stadt in der Gütersloher Stadthalle eingefunden, um "Münte" live zu
erleben. Der Parteivorsitzende wurde den Erwartungen in jeder Hinsicht gerecht und hielt vor dem vollbesetzten Saal eine mitreißende Rede.
Hart erkämpfte Erfolge
"Als die Gütersloher Partei vor 100 Jahren gegründet wurde, da zählte in Preußen, zu dem die Stadt damals gehörte, die Stimme von Herrn Krupp genau so viel wie die aller seiner Arbeiter",
erinnerte Franz Müntefering. Und wenn sich Arbeiter - wie in Gütersloh geschehen - für die Durchsetzung des Anspruchs auf ein geachtetes und menschenwürdiges Leben in der SPD engagierten, so
hätten sie das mit dem Verlust ihres Arbeitsplatzes bezahlt. Dass dies heute nicht mehr so ist und alle Menschen gleichberechtigt über ihr Schicksal mitbestimmen können und unveräußerliche Rechte
auch am Arbeitsplatz haben, ist einer der großen Erfolge der SPD. Erfolge, die gegen zum Teil heftigen Widerstand erkämpft werden mussten.
Dies war gerade in Gütersloh der Fall, worauf Manfred Brinker in seiner Festrede über die Geschichte der Partei in Gütersloh nachdrücklich hinwies. Brinker ist Autor des Buches "Für
Frieden, Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität", in dem er die Geschichte der SPD Gütersloh beleuchtet und das der Ortsverein zum 100-jährigen Jubiläum herausgegeben hat.
Soziale Gerechtigkeit und demokratische Teilhabe sind aber kein sicherer Besitz, sondern sie müssen immer wieder gesichert und erstritten werden. Dass dies ein wesentliches Element der
Politik der SPD, betonte Franz Müntefering. Und auch in der Zukunft gibt es noch große Aufgaben, die in erster Linie von der SPD gelöst werden können und müssen. So wies der Parteichef zu Recht
darauf hin, dass es die Sozialdemokraten gewesen seien, die auch schon vor der Finanzkrise davor gewarnt hätten, der Gewinnmaximierung alles andere unterzuordnen.
Sozialdemokratische Lösungen
Aus den Erkenntnissen ihrer Geschichte heraus hat die SPD immer dafür gekämpft, dass die Wirtschaft für die Menschen da sein muss und nicht die Menschen für die Wirtschaft. Diesen Anspruch
so umzusetzen, dass die Interessen der Menschen von heute und die der Generationen von morgen und übermorgen nicht gegeneinander ausgespielt, sondern miteinander verbunden werden, sei eine
Aufgabe, die überzeugend nur von Sozialdemokraten gelöst werden kann.
Franz Müntefering machte weiterhin klar, dass es nicht helfen würde, sich jetzt wegzuducken und auf bessere Zeiten zu hoffen, in denen dann die SPD ihre Vorstellungen möglichst ohne
Einschränkung umsetzen könnte. "Es ist und bleibt die Aufgabe von Politik, die Dinge anzupacken und zu verbessern, auch wenn der Wind direkt von vorne kommt." Diese Haltung sei auch immer die
Haltung der SPD gewesen, die in schweren Stunden die Verantwortung nie gescheut habe. Und deshalb warb der Parteichef dafür, nach draußen und auf die Menschen zuzugehen, ihnen zuzuhören, ihre
Probleme zu erkennen und gemeinsam mit ihnen zu lösen.
In der abschließenden Jubilarehrung wurde die Spannbreite in der Gütersloher Partei ganz deutlich: Nach der herausgehobenen Ehrung der 98-jährigen Frieda Tütermann für 80 Jahre
SPD-Mitgliedschaft wurden Parteibücher an fünf neue Mitglieder ausgegeben, die in den letzten Tagen der Partei beigetreten waren. Dazu zählte der 15-jährige Stephan Quin, der in der SPD den
Garant für eine gute Zukunft auch seiner Generation sieht und deshalb bei den Jusos mit anpacken wird. Franz Müntefering kommentierte den Neueintritt von fünf neuen Mitgliedern in seiner gewohnt
trockenen Art: "Am Beginn der Woche einen verloren, am Ende der Woche allein in Gütersloh fünf gewonnen, macht plus vier und eine gute Woche für mich."
Das
Jubiläumsbuch "Für Frieden, Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität - 100 Jahre SPD Gütersloh" von Manfred Brinker kann für 8 Euro (zzgl. Porto) über die SPD-Gütersloh,
Hohenzollernstr. 28, 33330 Gütersloh oder bei fritz.spratte@spd-online.de bestellt werden.
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