Noch im Juni 1961 hieß es von offizieller Seite: "Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten." Schon in der Nacht vom 12. auf den 13. August begann jedoch der Bau, intern als "Operation Chinesische Mauer II" bezeichnet. Schließlich teilte die Mauer Deutschland 28 Jahre lang in DDR und BRD. Aus dieser Zeit gibt es viele Geschichten zu erzählen, oft sind es tragische Schicksale.
Dieses Jahr jährt sich der Bau der Mauer zum 50. Mal. Aus diesem Anlass veranstaltete die Friedrich-Ebert-Stiftung einen Vormittag für Schüler der Oberstufe. An verschiedenen Tischrunden konnten sich die Schüler mit Zeitzeugen und Experten unterhalten, die alle unterschiedliche Geschichten rund um die Mauer zu erzählen hatten.
Bernauer Straße
Katrin Passens, wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Mauer-Gedenkstätte, berichtete über die bekannte Erinnerungsstätte Bernauer Straße in Berlin, die von der Mauer geteilt wurde: Die südliche Häuserzeile gehörte zu Ost-Berlin, während der Bürgersteig schon Teil des West-Berliner Bezirks Wedding war. Diese Situation führte zu ungewöhnlichen Fluchtszenen: Menschen flohen über die Fenster aus den Wohnungen auf die Straße, um in den Westen zu kommen. Besonders bekannt wurden die Bilder der Flucht einer älteren Frau, die noch beim Sprung aus dem Fenster aus der Wohnung heraus von DDR-Truppen zurückgehalten wurde, schließlich aber doch noch in die Freiheit springen konnte. Kurze Zeit später waren die Fassaden in der Bernauer Straße fensterlos - sämtliche Löcher waren zugemauert.
Fluchtwege: oben drüber, unten durch
Falko Vogt hat eine besonders bewegende Fluchtgeschichte zu erzählen. Es ist seine ganz persönliche Geschichte. Gemeinsam mit einem befreundeten Paar wollte er 1980 über die Mauer in den Westen fliehen. Den beiden jungen Männern gelang die Flucht. Die 18-jährige Marienetta Jirkowsky wurde von DDR-Grenzern angeschossen, sie starb kurz darauf an ihren Verletzungen.
Mehr als 250 Menschen konnten über Tunnel in den Westen fliehen. Der bekannteste Fluchttunnel ist der Tunnel 29, dessen Bau verfilmt wurde. Joachim Rudolph konnte den Schülern davon berichten, weil er in den Jahren 1962-63 selbst beim Bau dieses und zwei weiterer Tunnel geholfen hatte.
Aufnahmelager und Mauerkunst
Die erste Anlaufstelle nach einer Flucht oder Ausreise aus der DDR waren die Notaufnahmelager. In diesen Lagern wurden die Flüchtlinge zunächst medizinisch untersucht und versorgt. Außerdem wurden sie zur Situation in der DDR befragt und es wurde entschieden, wohin die Menschen anschließend hingehen sollten.
Neben der Gedenkstätte Bernauer Straße gibt es in Berlin ein sehr bekanntes Kunstwerk, das an die Mauer erinnert: die East Side Gallery. Kani Alavi, Initiator der Künstlerinitiative East Side Gallery, erzählte davon, wie er 1990 gemeinsam mit anderen Künstlern Teile der Mauer bemalte und sich heute für deren Instandhaltung engagiert.
Für die Jugendlichen ist das geteilte Deutschland Geschichte, die sie nicht mehr selbst erlebt haben und nur aus dem Geschichtsbuch kennen. Für die Erinnerung an diese Zeit, für die die Mauer symbolisch steht, ist es hilfreich und wichtig, dass junge Menschen mit Zeitzeugen zusammen treffen.
Ich komme aus der Fastnacht-Stadt Mainz am Rhein. Dort mache ich mein Volontariat in der Pressestelle der rheinland-pfälzischen SPD-Landtagsfraktion. Das Praktikum beim vorwärts hier in Berlin ist eine meiner Außenstationen.