Geschichte

Kerzen am „Gleis 17“

von Linda Diercks · 14. November 2008
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"Junge Menschen nehmen Stellung gegen Antisemitismus, Rassendiskriminierung und Fremdenfeindlichkeit" - unter diesem Motto haben Schülerinnen und Schüler des Gottfried-Keller-Gymnasiums und der Hugo-Gaudig-Realschule zur Gedenkveranstltung in Berlin-Grunewald aufgerufen. Auch die Landespolizeischule Berlin und das Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf beteiligten sich in großer Anzahl.

In einem langen Schweigemarsch gingen Schüler, Lehrer, Polizeianwärter und Anwohner zum "Gleis 17". Das Mahnmal erinnert an die Deportationszüge. Von hier aus wurden vor 70 Jahren mehr als 50.000 jüdische Mitmenschen in die nationalsozialistischen Vernichtungslager transportiert.

Worte des Gedenkens


Eine Schülervertreterin prangerte in ihrer Ansprache an, dass "das Schweigen der nicht-jüdischen Bevölkerung erst zum Holocaust führte". Vergleichbares dürfe sich in der deutschen Geschichte nicht noch einmal wiederholen. "Bis heute existiert der Rechtsextremismus. Jedoch wissen die meisten Anhänger nicht über den damit verbundenen Idealismus bescheid. Das ist eine Entwicklung."

"Die Würde des Menschen steht über allem!", hieß es in dem Brief von dem regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit am Mahnmahl. Da er nicht persönlich dabei sein konnte, hat eine Schülerin seinen Brief verlesen. Die Polizei stehe dafür, dass Menschenrechte eingehalten werden, betonte eine Vertreterin der Polizeianwärter. "Die Dimensionen von Schmerz, Wut und Trauer sind heute nicht mehr fassbar. 70 Jahre später können wir nur erahnen, wie schrecklich es an diesem Fleck wirklich zuging."

Die zahlreichen Besucher setzten abschließend ein Zeichen des Gedenkens und stellten Kerzen an das Mahnmal. Im Hintergrund erklangen bewegende Trompetenklänge eines Schülers, der die jüdische Melodie "Jiskor" spielte.

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