Der vorwärts twittert sich von seinen Anfängen in die Gegenwart
Die erste Ausgabe des Vorwärts erschien am 1. Oktober 1876, also vor fast 140 Jahren. Es steht somit der runde Geburtstag einer Zeitung ins Haus, die ein würdiges Alter erreicht hat und auf eine bewegte Vergangenheit zurückblickt. Sie entstand in den Anfängen des Deutschen Kaiserreichs, wurde dann eine Zeit lang verboten, durchlebte die Regentschaft Wilhelms II., die im 1. Weltkrieg mündete, erschien – mittlerweile zweimal täglich – während der Weimarer Republik und wurde von den Nazis ins Exil vertrieben, wo sie als „Neuer Vorwärts“ bis 1940 durchhielt. Im Jahr 1948, kurz vor der Entstehung der Bundesrepublik Deutschland, wurde die Zeitung wieder gegründet und begleitet seitdem in unterschiedlichen Formaten die verschiedenen Phasen und Ereignisse der deutschen Geschichte.
Jeden Tag ein „vorwärts“-Titel aus 140 Jahren
Die Titelblätter auf Twitter sind nun eine von mehreren Aktionen, mit denen die heutige vorwärts-Redaktion ihren Lesern anlässlich des runden Geburtstags die Geschichte ihrer Zeitung nahe bringen möchte. Bis zum 1. Oktober wird täglich ein Titelblatt eines Jahrgangs getwittert, von den Anfängen im Kaiserreich bis in die Gegenwart unserer Demokratie. Die Idee ist, den Lesern die Möglichkeit zu geben, mit dem vorwärts jeden Tag ein Jahr in Richtung Gegenwart zu reisen und auf diese Weise die Geschichte seit 1876 sozusagen im Maßstab 1:365 nachzuvollziehen.
Inzwischen ist die Zeitreise in der Weimarer Republik angekommen. Am Mittwoch in der vergangenen Woche noch wurde der österreichische Thronfolger Franz Ferdinand ermordet. Einen Tag später ist schon Krieg und am Sonntag hat der Kaiser abgedankt. Das alles hat sich wirklich abgespielt, mit echten Menschen, die mit diesen Verhältnissen umgehen mussten, durch sie geprägt wurden und zum Teil in ihnen umgekommen sind. Wer in der Gegenwart auf Twitter die Titelseite einer Zeitung betrachtet, die die Menschen damals in ihrer Gegenwart auch betrachtet haben, kommt diesen Menschen vielleicht etwas näher.
Wie historisch Interessierte von der „vorwärts“-Digitalisierung profitieren
Was hat nun die Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung mit der ganzen Sache zu tun hat? Als Spezialbibliothek für die Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung ist es unsere Aufgabe, historische Quellen unseres Sammelgebietes der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Daher digitalisieren wir aktuell den Vorwärts von 1876 bis 1933. Ziel ist es, den ganzen Corpus von 200.000 Seiten in im Volltext durchsuchbarer Form im Web zu veröffentlichen. Gerade im Moment zum Beispiel scannen wir die Ausgabe vom 24. August 1921.
Da wir den vollständigen Vorwärts in unserem Magazin haben und über die Infrastruktur für die Digitalisierung verfügen, können wir der vorwärts-Redaktion mit vergleichsweise wenig Aufwand die Titelbilder für die Twitter-Aktion liefern. Aber nicht nur die Redaktion und die „vorwärts“-Leser profitieren von unserer Arbeit. Wir unterstützen im Rahmen des Vorwärts-Digitalisierungsprojekts auch Wissenschaftler, Lehrer, Studierende, Familienforscher oder ganz einfach nur Menschen, die sich für den Vorwärts bis 1933 interessieren – also möglicherweise auch Sie. Schreiben Sie bei Interesse einfach an diese Adresse: vorwaerts-projekt@fes.de
ist Mitarbeiter der Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung und Projektverantwortlicher für die Digitalisierung des „vorwärts“.