Im Jahr der sich häufenden Gedenktage haben die Mitarbeiter in Hohenschönhausen besonders viel zu tun. "Derzeit absolvieren wir 40 bis 50 Führungen am Tag", sagt der Sprecher der Gedenkstätte, André Kockisch. Und: "Damit sind wir dann auch am Rande unserer Kapazitäten. Aber wir wollen natürlich keinen, der sich interessiert, nach Hause schicken." Und das werden immer mehr.
1994 kamen rund 3100 Besucher, 2001 waren es schon knapp 89 000 und 2008 verzeichnete die Gedenkstätte mit einer viertel Million Menschen einen neuen Rekord.
Für 2009 rechnet Kockisch mit bis zu 290 000 Teilnehmern an Führungen. Diese werden immer häufiger auch in fremden Sprachen abgehalten. Englisch sowieso, aber auf Wunsch auch auf Spanisch, Italienisch, Französisch oder Dänisch.
"2008 hatten wir 30 000 ausländische Besucher", so Kockisch. Auffällig ist, dass diese mehrheitlich aus westlichen Staaten kommen. Anfragen für Führungen etwa auf Polnisch oder Russisch gab es noch gar nicht. Auch bei den deutschen Besuchern ist ein deutlich höheres Interesse aus dem Westen erkennbar. Aus Berlin kommen rund elf Prozent, aus den alten Bundesländern über 80 Prozent, aus den neuen Ländern nur knapp neun Prozent der Besucher.
Die Hälfte aller Gruppen, die sich in Hohenschönhausen über das Unrecht des SED-Regimes informieren, sind Schüler. Auch hier sind die regionalen Unterschiede deutlich: 2008 besuchten 7200 ostdeutsche Schüler die Gedenkstätte, im Vergleich zu 84 000 Jungen und Mädchen aus West-Schulen. Gedenkstättenleiter Hubertus Knabe sieht auch die Politik gefragt, etwas zu tun, denn "Unwissenheit über das DDR-Regime ist ein gefährlicher Nährboden für politischen Extremismus". Eine Verankerung im Lehrplan sei wünschenswert.
Zur Besonderheit in Hohenschönhausen gehört, dass hauptsächlich ehemalige Insassen Interessierte durch die Gänge und Zellen führen. "Dann entsteht natürlich ein viel größerer Eindruck, das Ganze bleibt nicht abstrakt", so Kockisch.
Zusätzlich zu den Führungen gibt es im ehemaligen Gefängnis regelmäßig Fotoausstellungen, Lesungen und weitere Veranstaltungen zum Thema. Aktuelle Informationen gibt es jeweils im Internet unter http://www.stiftung-hsh.de
Gedenkstätte Hohenschönhausen
Termine:
Ab 20. August wird eine Schau aus Litauen zu sehen sein, die sich mit der Besetzung des baltischen Landes durch die Sowjetunion 1939 bis 1941 und der Deportation Tausender befasst.
In der Langen Nacht der Museen (29.8.) und am Tag des offenen Denkmals (13.9.) werden Filme und Dokumentationen zur Geschichte des Haftortes gezeigt. Außerdem sind Sonderführungen in
unterirdische Teile der Anlage möglich, die sonst nicht zugänglich sind.
Infos zum Programm sowie zu den täglichen Führungen für angemeldete Gruppen und Einzelpersonen in der Gedenkstätte Hohenschönhausen, Genslerstraße 66, 13055 Berlin, Tel 030 / 98 60 82
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http://www.stiftung-hsh.de
Der Artikel erschien in der vorwärts-Ausgabe 6/2009 im Kulturteil
"Zeitblende".