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Wie Frauke Petry die Wahlkämpfer der AfD in Bedrängnis bringt

Am 13. März stehen drei Landtagswahlen an. Die Aussichten der AfD auf den Einzug in die Landtage stehen überall gut. Nun könnte ausgerechnet AfD-Chefin Frauke Petry ihrer Partei einen Bärendienst erwiesen haben.
von Rainer Roeser · 2. Februar 2016
Frauke Petry
Frauke Petry

Eigentlich haben die AfD-Oberen eine Art Burgfrieden geschlossen. Nichts soll den greifbar erscheinenden Triumph bei den Landtagswahlen in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt in Gefahr bringen. Radikale Sprüche gegen Flüchtlinge: Ja und soweit es der Wählerstimmenmehrung dient. Schrille Töne, die innerparteilich für Zwist sorgen oder die Stimmung zum Kippen bringen könnten: Nein. Doch nicht der Gewohnheitsstörenfried Björn Höcke, sondern ausgerechnet die Bundessprecherin Frauke Petry und ihre Stellvertreterin Beatrix von Storch sorgten am Wochenende für Misstöne.

AfD-Chefin zwingt Kollegen zur Distanzierung

Petrys Co-Sprecher Jörg Meuthen dürfte angesichts der binnen Stunden von zahlreichen Medien aufgegriffenen Forderung nach dem Schusswaffeneinsatz gegen Flüchtlinge aus allen Wolken gefallen sein. Die Landtagswahl am 13. März soll ihn ins Stuttgarter Landesparlament tragen. Überschriften wie „Schießbefehl an der Grenze“ stören da nur. Nach AfD-Maßstäben gilt Meuthen als einer der Leisen im Lande; einige in der Partei missverstehen ihn gar als einen „Liberalen“. „Manche in meiner Partei halten mir auch vor, ich sei zu zurückhaltend und müsse mehr reinkeulen. Aber ich tue das nicht, denn in dem Moment bin ich nicht mehr ich selbst“, sagte er unlängst im Interview mit der „Stuttgarter Zeitung“ über sich selbst.

In Sachen Petry versuchte es Meuthen – zumindest öffentlich – mit einer Mischung aus Relativierung und sanftem Tadel. Meuthen sprach von einem „Paradebeispiel unglückseliger Kommunikation, weil aus einer Aussage etwas herausgelesen wurde, was so nicht gesagt wurde“. Gleichzeitig ließ er durchblicken, dass er es besser gefunden hätte, wenn sich Petry zum Thema gar nicht erst geäußert hätte.

AfD-Wahlkampf mit Hang zum Radikalismus

Auch zuhause in Baden-Württemberg hat Meuthen Erklärungsbedarf. Da ist zum Beispiel der Landtagskandidat Markus Frohnmaier. „Wenn wir kommen, dann wird aufgeräumt, dann wird ausgemistet, dann wird wieder Politik für das Volk und zwar nur für das Volk gemacht – denn wir sind das Volk“, hatte Frohnmaier bei einer der Erfurter AfD-Demonstrationen ins Mikrofon gerufen. „Meiner Meinung nach haben Leute wie Claudia Roth hier mittelbar mitvergewaltigt“, hatte er nach der Kölner Silvesternacht erklärt und – was es kaum besser machte – ergänzt: „Nicht im juristischen Sinne, aber im übertragenen Sinne.“

Frohnmaier ist nicht irgendwer: Er sitzt im Landesvorstand, ist einer der Bundessprecher der „Jungen Alternative“, setzte als einer der Erstunterzeichner seinen Namen unter die „Erfurter Resolution“, die die AfD im vorigen Jahr nach rechts drängte. Im Bedarfsfall halten die älteren Semester vom Rechtsaußenflügel der Partei ihre Hand schützend über ihn. Mit ihm legt sich auch ein Landessprecher besser nicht an. Also gibt sich Meuthen nachsichtig: „Was Markus Frohnmaier angeht: Er ist noch sehr jung und schießt manchmal übers Ziel hinaus.“

Dieser Text erschien ursprünglich auf bnr.de und ist auf vorwärts.de in gekürzter Form zu lesen. Die ungekürzte Variante finden Sie hier.

Autor*in
Rainer Roeser

ist freier Autor, beschäftigt sich intensiv mit der „Alternative für Deutschland“ und schreibt unter anderem für den „Blick nach Rechts“.

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