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Höcke-Zitat „Alles für Deutschland“: Warum die Parole verboten ist

Thüringens rechtsextremer AfD-Chef Björn Höcke steht vor Gericht, weil er die Parole „Alles für Deutschland“ verwendet hat. Als Losung des Nationalsozialismus ist sie in Deutschland verboten. Ein anderes Gericht hat das bereits bestätigt.

von Kai Doering · 14. Mai 2024
Alles für Deutschland: Die Parole der SA auf dem Reichsparteitag der NSDAP 1934 in Nürnberg

Alles für Deutschland: Die Parole der SA auf dem Reichsparteitag der NSDAP 1934 in Nürnberg

Am Dienstag fällt das Landgericht Halle das Urteil gegen den thüringischen AfD-Landes- und -Fraktionsvorsitzenden Björn Höcke. Die Staatsanwaltschaft Halle wirft ihm vor, das Kennzeichen einer verfassungswidrigen Organisation verwendet zu haben. Konkret geht es um einen Satz, den Höcke am 29. Mai 2021 bei einer Wahlveranstaltung im sachsen-anhaltinischen Merseburg sagte. Zum Schluss seiner Rede rief Höcke: „Alles für unsere Heimat, alles für Sachsen-Anhalt, alles für Deutschland.“

„Alles für Deutschland“: die Losung der SA

Angeklagt ist der rechtsextreme Höcke wegen der dritten Aussage. Die Staatsanwaltschaft Halle beruft sich auf Paragraf 86a des Strafgesetzbuchs (StGB). Dieser stellt das Verbreiten von Propagandamitteln verfassungswidriger und terroristischer Organisationen unter Strafe. Das umfasst bezogen auf den Nationalsozialismus Symbole wie das Hakenkreuz, Kleidung wie ihre Parteiuniform, aber auch „Parolen und Grußformen“ wie das Heben des rechten Arms oder den Ausruf „Heil Hitler“.

Die Losung „Alles für Deutschland“ fällt ebenfalls darunter, wie das Oberlandesgericht (OLG) in Hamm in einem Urteil von 1. Februar 2006 in einem anderen Fall bereits festgestellt hat. Bei dem Satz handelt es sich um die Losung der „Sturmabteilung“, kurz SA, einer militärisch organisierte, uniformierten Schlägertruppe, die in den 20er Jahre gegründet wurde und sich blutige Straßenschlachten mit politischen Gegner*innen lieferte, dabei auch einige Morde beging. Nach dem „Machtergreifung“ 1933 wurde die SA von Adolf Hitler als Hilfspolizei eingesetzt, betrieb Folterkeller und Konzentrationslager.

Was Höcke bei einer Verurteilung droht

„Die Parole ‚Alles für Deutschland‘ war im Nationalsozialismus öffentlich omnipräsent“, sagte der Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, Jens-Christian Wagner, kürzlich im Interview mit t-online. „ Sie war überall zu sehen, auf den Straßen, auf Veranstaltungen der SA, sie war auf den Dolchen der SA-Mitglieder eingraviert. Sie gehört zum Standardrepertoire der NS-Propaganda.“

Höcke, der auch AfD-Spitzenkandidat bei der Landtagswahl in Thüringen ist, behauptet, von all dem nichts gewusst zu haben. Schwer vorstellbar, da er Geschichte studiert hat und vor seinem Eintritt in die Politik in Hessen Geschichtslehrer gewesen ist. 

Das OLG Hamm jedenfalls verwies in seiner Urteilsbegründung 2006 darauf, dass es sich bei dem Satz „Alles für Deutschland“ um die Losung der SA handele, „wie allgemein bekannt ist“. Sieht es das Landgericht in Halle genauso, droht Höcke eine Freiheitsstrafe zwischen einem Monat und drei Jahren oder eine Gelstrafe von bis zu 360 Tagessätzen. So ist es in Paragraf 86 des Strafgesetzbuchs geregelt.

Autor*in
Kai Doering
Kai Doering

ist stellvertretender Chefredakteur des vorwärts. Er betreut den Bereich Parteileben und twittert unter @kai_doering.

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18 Kommentare

Gespeichert von Peter Pospiech (nicht überprüft) am Do., 18.04.2024 - 23:36

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Der Kommentar wurde gelöscht, da er gegen Punkt 6 unserer Netiquette verstieß.

Guten Tag,
will nur mitteilen, dass ich in der Spruchdichtung von 1896 (Sammlung Göschen) bearbeitet von Prof. Otto Güntter zu Walther von der Vogelweide - 1165-1230 (Minnesang: Ir sult sprechen willekommen:...) die Überschrift finde: "Deutschland über alles"! In einer Fußnote schreibt er und zitiert den Mediavisten Wilmanns: "Es ist das erste Lied in deutscher Zunge zum Preise des grossen Vaterlandes". Naja!!!

Gespeichert von Paul Huber (nicht überprüft) am Fr., 19.04.2024 - 00:29

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Ich (m,29) schreibe nur selten Kommentare und ich bin kein sympathisant von Hr. Höcke, aber ich muss trotz meiner Bildung sagen, dass mir der Spruch „Alles für Deutschland“ nicht bekannt im Zusammenhang mit der NS ist. Vielleicht ist dies für die ältere Generation noch ein Begriff, aber nicht „allgemein“

ja auch nicht so abstrus wie beim Kernsatz der SS (den ich hier sicherheitshalber mal nicht zitiere- der aber- soviel ist zulässig- recht verquast daherkommt- niemand spricht so im Alltag, wer ihn benutzt, muss sich also an der Quelle bedient haben), und dennoch: Unwissenheit schützt nicht vor Strafe

Gespeichert von Waldemar Rack (nicht überprüft) am Fr., 19.04.2024 - 01:55

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Na ja, "Die Parole‚ Alles für Deutschland‘ war im Nationalsozialismus öffentlich omnipräsent" UND?????
Es ist überhaupt nicht einleuchtend, wieso die betreffende Parole überhaupt verboten wurde? Wurde die betreffende Parole verboten nur deswegen, weil die Parole im Nationalsozialismus öffentlich omnipräsent war?
Wenn z. B. die Aussage "Die Erde ist rund." eine Parole wäre, die im Nationalsozialismus öffentlich omnipräsent war, wäre die auch verboten??? Werde ich jetzt als ein Nazi abgestempelt, weil ich so was geschrieben bzw. gefragt habe?

Gespeichert von Yvonne Ebert (nicht überprüft) am Fr., 19.04.2024 - 11:38

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Auch mir ist es nicht bewusst, daß es verboten ist. Ich bin 81 Baujahr und komme ursprünglich aus Thüringen. Ich finde es furchtbar das dieser Satz und Aussage verboten ist.

Gespeichert von Mona (nicht überprüft) am Fr., 19.04.2024 - 18:16

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Gespeichert von Max (nicht überprüft) am Fr., 19.04.2024 - 19:19

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Gespeichert von Inge Zickert (nicht überprüft) am Fr., 19.04.2024 - 19:52

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Gerne möchte ich die Aussage von dem Vater meiner Tochter hören "alles für meine Familie", der sich nach Thailand abgesetzt hat und keinen Kindesunterhalt zahlen wollte.
Ich möchte die Aussage "alles für Deutschland" von jedem Bewohner in Deutschland gern hören.
Ich stehe dazu und habe 40 Jahre Berufstätigkeit hinter mir.

Gespeichert von Markus Kaltner (nicht überprüft) am Sa., 20.04.2024 - 07:06

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Ich bin 46 und habe tatsächlich das erste mal durch diese Anklage von der „Parole“ gehört. Wie kann es sein, dass so ein Satz verboten ist?
Mich hat das eher an „Alles für den Dackel, alles für den Club“ erinnert.
Diese grauenvollen Personen hatten damals sicher auch Hosen an. Da haben wir aber nochmal Glück gehabt…
Ich verstehe, dass dieser Gruß verboten ist, teilweise auch bei dem Kreuz (welches es glaub ich auch schon davor in anderen Kulturen gab) aber sollte man nicht in den aktuellen Zeiten eher vor der Ideologie warnen als sich an so Kleinigkeiten aufzuhängen?
Dadurch kommt das doch erst recht in die Köpfe

Gespeichert von Becker (nicht überprüft) am Sa., 20.04.2024 - 22:40

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Gespeichert von Becker (nicht überprüft) am Sa., 20.04.2024 - 22:42

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Gespeichert von Beate (nicht überprüft) am Sa., 20.04.2024 - 23:16

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Gespeichert von Michi (nicht überprüft) am So., 21.04.2024 - 01:59

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Gespeichert von Turner (nicht überprüft) am So., 21.04.2024 - 16:59

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Gespeichert von Ariane Bergmann (nicht überprüft) am Mi., 24.04.2024 - 06:56

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Wie vorab schon mehrfach beschrieben, auch für mich hatte bisher diese sogenannte Parole keine Verbindung zu Nazideutschland. Es ist kein Satz, sondern die sinnvolle Aneinanderreihung von Indefinitpronomen, Präposition und Substantiv. Das Land, in dem wir leben, wird nun mal in unserer üblichen Umgangssprache als Deutschland bezeichnet und nicht als Bundesrepublik oder BRD. Herr Höcke wollte damit die Nähe zum Zuhörer herstellen (darf man noch 'zum deutschen Volk' sagen? - Bestimmt, sonst müßte die Inschrift am Reichstagsgebäude entfernt werden). Der ganze Bohei und der empörte Fingerzeig auf die letzte Worte Herrn Höckes bei jener Wahlveranstaltung bringt m.E. auch erst Unwissende wie mich auf den Geschmack. Mittlerweile darf man hier zuviel nicht mehr.

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