BNR

Per App gegen Rassismus: „Konterbunt“ hilft am Stammtisch

Stammtischparolen sind oft rassistisch, verletztend – und falsch. Wie aber lassen sich die provokanten Aussagen am besten entkräften? Die App „Konterbunt“ hilft dabei, gute Antworten zu finden - der digitale Helfer in der Hosentasche.
von Benedikt Dittrich · 26. August 2021
Digitaler Helfer gegen Rassismus: Die App „Konterbunt“ hilft bei Stammtisch-Debatten.
Digitaler Helfer gegen Rassismus: Die App „Konterbunt“ hilft bei Stammtisch-Debatten.

Die Uhr tickt. 60 Sekunden Zeit bleiben, um die Aussage „Die Flüchtlinge sind schuld an der Spaltung der Gesellschaft!“ zu kontern. Welche Antwort könnte die beste sein? Mit Fakten argumentieren, auf den Rassismus in der Behauptung hinweisen, emotional dagegenhalten? Die App „Konterbunt“ lässt einem die Wahl, gibt aber auch Hinweise, warum manche Antworten besser sind als andere.

Das kostenlose Handy-Programm greift dafür typische Alltagssituationen auf, in denen rassistische, antisemitische oder anderweitig diskriminierende Aussagen oft zu hören sind: An der Supermarktkasse, bei der Familienfeier, in der Kneipe. „Die Parolen und die Antworten sind aber nur Beispiele“, erklärt Mikis Rieb von der Landeszentrale für politische Bildung in Niedersachsen. ­Diese hat „Konterbunt“ entwickelt. Es gehe nicht um die eine richtige Antwort, sondern darum, ein Gefühl für die passende Strategie zu entwickeln.

Niemand muss alles wissen

Ein richtiges Argumentationstraining ersetze das natürlich nicht. Aber die App könne eine kleine Hilfe sein für diejenigen, die bei der nächsten Familienfeier vielleicht nicht wieder schweigen wollen, wenn der Onkel oder die Tante wieder provoziert. Grundsätzlich sollten solche Sprüche nicht unwidersprochen stehen bleiben, meint Rieb, er weiß aber auch um die Hemmungen: „Man will ja nicht gleich das Porzellan zerschlagen.“

Die Angst vor falschen ­Reaktionen nehmen, ein Gefühl für passende Reaktionen entwickeln, dafür könne „Konterbunt“ ein Einstieg sein. Grundsätzlich sei die innerliche Vor­bereitung wichtig. Auf besonders viel Wissen komme es beispielsweise nicht an, meint Rieb: „Oft reicht gezieltes Nachfragen schon aus.“

Das wichtigste: dagegenhalten

Entstanden ist die App in Kooperation mit der Landeszentrale für politische Bildung in Sachsen-Anhalt. Antworten und Strategien wurden außerdem gemeinsam mit Vereinen und Stiftungen aus der politischen Bildung entwickelt. Das ist laut Rieb auch einer der Gründe, weshalb die App seit der Veröffentlichung 2019 nur minimal angepasst werden musste. Trotz neuer Themen und Parolen blieben die Strategien zum Kontern gleich. Wichtig sei aber ohnehin, überhaupt erst mal zu reagieren statt zu schweigen. „Denn am Ende ist es immer gut, für Demokratie einzu­stehen“, betont Rieb.

„Konterbunt – die App gegen Parolen“ gibt es sowohl für Android- als auch für Apple-Smartphones – auf der Internetseite von „Konterbunt“ kann das Argumentations-Spiel, aber auch die Hilfen dazu am PC getestet werden.

 

Autor*in
Benedikt Dittrich

war von 2019 bis Oktober 2022 Redakteur des „vorwärts“.

0 Kommentare
Noch keine Kommentare