#SPDerneuern

SPD++ im Interview: „Der Erneuerungsprozess gehört den Mitgliedern“

Robert Kiesel14. Dezember 2017
Beginn des Wegs zu einer neuen Partei: Die Delegierten des SPD-Bundesparteitags haben den Leitantrag „Die #SPDerneuern“ beschlossen.
Mit großer Mehrheit haben die Delegierten des SPD-Bundesparteitags den Leitantrag „Die #SPDerneuern“ beschlossen.
Auf dem zurückliegenden Parteitag hat sich die SPD zur eigenen Erneuerung bekannt. Wie der Prozess aussehen kann und wer ihn in die Hand nehmen muss, erklärt Matthias Ecke, Mit-Initiator von SPD++.

Herr Ecke, in einem ersten Fazit beschreibt die Gruppe SPD++ den vergangenen Parteitag als Meilenstein. Worin besteht dieser?

SPD++ war von Beginn an auf den Bundesparteitag im Dezember ausgerichtet. Wir haben mithilfe von Musteranträgen Vorschläge gemacht, wie sich die SPD organisatorisch erneuern kann und wollten die Ideen und Anträge explizit auf dem Parteitag diskutieren. Dass es uns gelungen ist, einen Anstoß zu einer lebendigen Debatte über die Strukturen der SPD zu geben, ist ein ganz wichtiger Erfolg für die Initiative.

Matthias Ecke
Matthias Ecke ist Mit-Initiator von SPD++ und ehemaliger Vize-Vorsitzender der Jusos.

Ihr Vorschlag, onlinebasierte Themenforen einzurichten, ist durch den Parteitag beschlossen wurden. Was genau verbirgt sich dahinter?

Die Foren ermöglichen, sich an den Themen entlang zu vernetzen, dort Vorschläge zu diskutieren und später Anträge einzubringen. Damit wird die wichtige Arbeit vor Ort um die Möglichkeit ergänzt, mit Interessierten bundesweit an einem Thema zu arbeiten. Mit den Themenforen wäre die SPD die erste große Partei in Deutschland, die es ermöglicht, dass sich Mitglieder zeit- und ortsungebunden in die Partei einbringen können.

Eine weitere Forderung von SPD++, die Verjüngung der Partei, läuft dagegen nur langsam an. Was muss passieren?

Wir sind enttäuscht darüber, dass der Bundesparteitag kaum konkrete Beschlüsse dazu gefasst hat, wie sich die Partei verjüngen kann. Damit darf sich die Partei nicht zufrieden geben und muss den Wunsch, jungen Menschen eine Stimme zu geben, mit Maßnahmen untersetzen. Der Erneuerungsprozess gehört den Mitgliedern. Er darf nicht einfach nur als Arbeitsauftrag an den Parteivorstand verstanden und im Willy-Brandt-Haus abgegeben werden. Der Druck muss weiter aus der Mitgliedschaft kommen.

Welche Rolle wird SPD++ dabei künftig spielen?

Als Mitglieder werden wir uns weiter einbringen. Ein Impuls von SPD++ war ja, dass sich Mitglieder zu einem Anlass zusammenzuschließen und eigene Ideen voran bringen. Wenn der Erneuerungsprozess der SPD erfolgreich sein soll, müssen wir, müssen die Mitglieder ihn gestalten. Der Prozess ist noch lange nicht abgeschlossen, er fängt gerade erst an.

Aktuell beherrscht die Diskussion über die Bildung der künftigen Bundesregierung die Partei. Welche Variante würde die Erneuerung der SPD am stärksten fördern?

Ich denke, dass Erneuerung in der Opposition einfacher, aber auch kein Selbstläufer wäre und in der Regierung schwieriger ist, aber auch nicht unmöglich. Als SPD++ ist uns wichtig, dass der Erneuerungsprozess der SPD voran geht, unabhängig davon, wie die künftige Bundesregierung aussieht. Beteiligung darf in der Partei jedenfalls kein Feigenblatt sein, sondern die Mitglieder müssen tatsächlich den Kurs ihrer Partei beeinflussen können.

Bietet die aktuelle Situation der Partei in dieser Hinsicht also auch eine Chance?

Der geplante Sonderparteitag und das eventuelle Mitgliedervotum werden zeigen, ob es wirklich eine Erneuerung der Partei gibt. Wenn die SPD eine beteiligungsoffene Partei sein will, muss sie ein Mitgliedervotum auf Basis einer fairen Auseinandersetzung organisieren. Es wird sich daran auch zeigen, wie gut die bisherigen Beteiligungsinstrumente funktionieren.

SPD erneuern

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Kommentare

Erneuerungsprozeß gehört den Mitgliedern...!

Ich bin kein SPD Mitglied. Werde es auch in absehbarer Zeit keinesfalls werden! Warum: Im Führungszirkel der SPD gibt es zu viele karrieregeile Schauspieler, ohne Kompetenz! Schulz und Nahles bemühen sich um Volksnähe mit einem leichten Linksruck! Scholz und Gabriel versuchen Ihre Machtpositionen zu festigen! In den letzten 20 Jahren wurde der Linksruck in der SPD Führungsriege eher verteufelt, als die Chance für die Erneuerung der klassischen Arbeiterpartei wahrzunehmen!!! So verlor die SPD bei ihrer klassischen Klientel immer mehr an Zuspruch! Und dann traten auch Personen, wie Steinbrück, Steinmeier, Schröder, H. Schmidt, und W. Brand als die Vertreter der Sozialdemokratie nach dem 2. Weltkrieg auf! Allesamt - Enkel von Noske und Scheidemann in der Weimarer Republik! Was läuft also schief bei den Genossen? Die große Identitätskriese!!! Es gab kluge Ansätze von M. Schulz und A. Nahles, die aber im "Seeheimer Kreis" als Karrieregift deklassiert wurden. Darum gelingt es nicht die SPD als die Partei des kleinen Mannes zu etablieren. So verspielt man sein Wählerpotenzial und begeistert die potenziellen Wähler für Konkurrenzparteien!

Nebenwirkungen

Die gescheiterte Regierungsbildung zwischen der Union, den Grünen mit den Liberalen haben erhebliche Nebenwirkungen und treiben die SPD in eine ungeliebte Rolle. Was die FDP da veranstaltet ist keine Trendwende sondern ein Weiterso, wie man sich es kaum schlimmer hätte vorstellen können.

Wieso das jetzt das Problem der SPD ist und nicht der CDU bleibt mir schleierhaft. Die Kanzlerin sollte die Verantwortung übernehmen und den Platz frei machen, denn das wollen FDP und AfD. Beide werden es immer wieder versuchen den Sturz der Kanzlerin zu verfolgen und die SPD wird auf diesem Weg zum Notnagel der Kanzlerin, um im Amt zu bleiben.

Wollen wir das? Es ist Zeit für eine Wende und wir haben keine Zeit für‘s Weiterso!

Oder, ist es der Anspruch der SPD die Politik von CSU, FDP und AfD zu verhindern, dann sollte die SPD das offensiv sagen, auch wenn sie sich damit gegen eine Mehrheit von Wählern stellen, die ja gerade in der Flüchtlingsfrage das Ende der „Willkommens Kultur“ (Familiennachzugs) fordern.

Ich bin gespannt wie sich die SPD von diesem Dilemma befreit und dann auch noch in der Wählergunst profitiert!

Erneuerungsprozess den Mitgliedern...

... ja, hört sich schön an. Gleichzeitig habe ich das Gefühl, wird hier Führungsverantwortung abgeschoben. Ich vermisse bei der SPD eine offene Ist- und Ursachenanalyse zur derzeitigen Lage sowie konkrete gesellschaftliche Ziele die zukunftsweisend sind. Es gibt m.E. ein riesiges SPD-Glaubwürdigkeitsproblem. Dass nach so vielen Jahren SPD-Regierungsbeteiligung Martin Schulz de facto feststellt, dass Deutschland gerechter werden muss, ist für die SPD ein Armuts-Zeugnis. Wurde denn in den letzten Jahren nur herumgekorkst ? Es gibt genügend gesellschaftliche Kernthemen wo sich die SPD erfolgreich zukunftsweisend profilieren kann. Z.B. Armutsbekämpfung, Gesundheit, Rente, Jugendförderung, Integration aber auch Wirtschaft und Wissenschaft u.s.w... . Ich wünschte mir, die SPD würde an die visionären und progressiven Ideen Ihrer Geschichte anknüpfen, durch Inhalte und Taten überzeugen und die Menschen heute mitnehmen. Sich jetzt als Mehrheitsbeschaffer der CDU/CSU hinzugeben, würde bedeuten den "Erneuerungsprozess" für ein neues Spiel um die Macht und Posten zu opfern.

Wurde denn in den letzten Jahren nur herumgekorkst ?

"Es gibt genügend gesellschaftliche Kernthemen wo sich die SPD erfolgreich zukunftsweisend profilieren kann. Z.B. Armutsbekämpfung, Gesundheit, Rente, Jugendförderung, Integration aber auch Wirtschaft und Wissenschaft u.s.w."

Seit der Durchsetzung der Hartz IV Reform in 2005 und entgegen unerhörter Widerstände des politischen Gegners, bekämpft doch die SPD erfolgreich die Armen !
Mehr kann man, auch bei bestem Willen, nicht von der Sozialdemokratie verlangen.
Auch wurde bei den leidigen Themen Gesundheit u. Rente zukunftsweisend reagiert und zB. die Erhebung von Zusatzbeiträgen zur Verbesserung der Finanzierbarkeit installiert, aus gleichem Grund das Renteneintrittsalter u. der Rentenanspruch modernisiert.
Die Jugend wird auf Antrag und nach Prüfung des Anspruchs u. der Verhältnismäßigkeit per "Bildungsgutschein" mit 10,- Euro monatlich gefördert, zur vollumfänglichen Integration wird Zugereisten umgehend die deutsche Kultur und Sprache in ausgewählten Kursen schnellstens angetragen.
Dies Alles wurde unter Einbeziehung der Wirtschaft von der Wissenschaft begleitet.

Nein, mehr Inhalte u. Taten kann man nun wirklich nicht von der Sozialdemokratie einfordern !

Ironie off

Wieder zurück zum Ursprung der SPD

Hallo,
dass die SPD mit den modernen Herausforderungen umgehen muss ist klar und wünschenswert.
Aber welche Interessen der SPD sollen hauptsächlich vertreten werden?
Die Partei sollte sich wieder mehr für Arbeiter und Arbeitnehmer einsetzen, wobei die Erfolge in der letzten Legislaturperiode nicht genug positiv dargestellt wurden.
Wer sollte auch in der Partei besser vertreten werden? Sollten es mehr um ein Kampf um Posten geben, in eher die eigene Persönlichkeit im Vordergrund steht oder sollte es in Führungsebene um Kompetenzen gehen oder sollte man mehr die Interessen der Basis vertreten? Vielleicht sollte man auch versuchen die Gremien, auch Bundestag und Landtag repräsentativer zu besetzen und das mit mehr Arbeiter und Arbeitnehmern. Zwei Arbeitnehmer im Bundestag ist meiner Meinung deutlich zu wenig. Man sollte überlegen, wie man hierfür engagierte Personen gewinnen und fördern kann.
Fazit:
Mehr Förderung für Arbeiter und Arbeitnehmer, damit diese ihre Interessen besser in Bundestag und Landtag vertreten können. Mehr repräsentative Demokratie.

Erneuern –was heißt das konkret

Was ich mir von einer neuen Regierung mit der SPD wünsche? Dass sie für mehr Freiheiten kämpft, dass mehr möglich ist und nicht weniger, dass sie mich vor denen schützt die meine Möglichkeiten einschränkt, dass sie die fördert die mir meine Wahlmöglichkeiten erweitern.

Die SPD soll dafür eintreten, dass Begriffe wie Mindestlohn gleichbedeutend, identisch sind mit sein eigenes Existenzminimum sichern und nicht gleichbedeutend sind mit Zeitverschwenden.

Erneuern heißt auch nichts zu beschwichtigen, wo doch die Situation alles andere als rosig ist – Armut ist die Kehrseite von Reichtum. Seit der Finanzkrise hat eine gewaltige Umverteilung von unten nach oben stattgefunden, darüber muss noch unmissverständlicher geredet werden und wer da in welchem Umfang profitiert hat und wer dafür zu zahlen hatte?

Erneuerung muss beim Personal beginnen !!

Ich bin nach der katastrophalen Landtagswahl in BW (12,7%) in die SPD eingetreten um an einer Trendwende mit zu arbeiten. Struktur und Zustand der Partei haben meine schlimmsten Vermutungen getoppt. Einer der nächsten Schritte muss eine strukturelle Erneuerung sein. Die ganzen Gremien und deren Strukturen sind sehr alte Seilschaften und es ist sehr schwer da irgend etwas zu verändern. Die vielen Parteieintritte sind keine Bestätigung des aktuellen Zustands der Partei, sondern der Wunsch nach einer Veränderung sowohl in der Richtung als auch an den Personalien. Die komplette jetzige Parteispitze kann nicht Teil einer erneuerten SPD sein. Zu sehr waren sie in die aktuell gültigen Gesellschaftsregeln involviert. Die Partei muss nicht nur jünger und weiblicher, sondern auch ökologischer und nachhaltiger werden. Die Menschen brauchen eine Vision einer Gesellschaft, die es lohnt sie anzustreben und das darf dann auch was kosten, die Lüge vom kostenlosen Glück brauchen wir nicht. Der Weg wird kein leichter sein und das darf man den Menschen auch sagen. Die Wähler wollen ernst genommen werden und nicht wie Kleinkinder, die Story vom Weihnachtsmann vorgesetzt bekommen.

SPD: Erneuerung?

Ich bin mit 16 (1969) in die SPD eingetreten und 1986 wieder ausgetreten. Grund: ich war der Selbstdarstellung einiger "Spitzengenossen" in Bonn überdrüssig. Jedes Mikrofon und jeder Notizblock der denen vorgehalten wurde diente der Verbreitung der eigenen Meinung. Statt die Ansichten innerhalb der Partei zu bereden wurden dazu die Medien genutzt. Es gab keine Linie mehr und jeder, ob wichtig oder nicht, laberte die Medien voll und es ergab sich ein tollles Bild für den Wähler. Genau so läuft es jetzt wieder. Anstatt einmal zu schweigen werden immer neue Forderungen laut, die nicht abgesprochen sind, so der Eindruck. Besonders der Gen.Gabriel haut laufend in die Kerbe, merkt er nicht das er der Partei immer noch schadet? Wegen ihm war ich bereit als Wähler der SPD meine Stimme zu versagen, bin dann aber wieder eingetreten weil ich mit Martin Schulz einen Horizont sah. Was hat sich gebessert in der SPD: nichts! Mein OV hat 2 verlorenen Wahlen hinter sich und nicht einmal reagiert. Keine MV, keine Stellungnahme zu der LTW oder BTW. Anfragen werden ignoriert. Es zeigt sich das die SPD immer noch eine Funktionärspartei ist. Hauptsache Posten. Sie lernt nicht dazu!

EUCHTE Erneuerung heußt auch Abschneiden alter Zöpfe

Liebe SPD,
auch ich habe von Segnungen der SPD in den 70/80er Jahren partizipiert. Aber die ALTEN Konzepte von Nahles tragen nicht mehr! Steuern rauf, Sozialneid, EInheitskrankenkasse - das sind Denkweisen von VORGESTERN und absolut NICHT zeitgemäß! Heute ist die Masse in Deutschland gut gebildet und intelligent, will Geld verdienen und HABEN und nicht durch Steueranhebungen, Soli ... enteignet werden. Wir leben in einer völlig anderen Zeit und der Wandel wird sich nur beschleunigen und nicht abnehmen. Wenn die SPD - und ich wünsche es ihr - sich erneuern will dann denken sie nach!
Warum wollen die Deutschen immer noch die Groko? These: D will das Beste aus beiden Welten, sichere Arbeitsplätze aber eben auch sozialverträglich, NIEDRIGE Steuern (für UN und AN) aber auch Umgestaltung iS der SPD. Daraus ergibt sich eine Modernisierungsidee
1.) Bürokratieabbau
2.) Steuersenkung
3.) Digital denken und handeln (die cSu macht es mit ihren Konzeptpapier vor, Gigabitgesellschaft ...)
4.) Steuern EFFIZIENT einsetzen (damit auch die aktuell Abgehängten noch mitkommen)
5.) Glaubwürdig werden und nicht von vorgestern argumentiert und rumpöbelt Frau Nahles.
=> D braucht die SPD!!!