Die SPD Dortmund hat am Wochenende einen Parteitag in einem Autokino abgehalten. Was war eigentlich der Anlass für den Parteitag?
Wir waren längst fertig mit unserer Listenaufstellung und den Formalien für die Kommunalwahl im September. Doch durch ein Urteil des Verfassungsgerichtes in Nordrhein-Westfalen wurden die Wahlbezirke kurzfristig neu eingeteilt. Dadurch mussten wir die die Listenaufstellungen wiederholen. Eigentlich hatten wir dafür einen Parteitag Ende März angedacht. Der war wegen der Corona-Pandemie natürlich nicht möglich. Da wir in unserer Satzung eine relativ lange Einladungsfrist von acht Wochen stehen haben und gleichzeitig bis zum 16. Juli die Kandidaten beim Wahlamt melden mussten, kamen wir zeitlich etwas in die Bredouille. Zumal wir regulär 180 Delegierte haben, von denen viele der Risikogruppe angehören.
Wie kam die Idee mit dem Autokino zustande?
Ich hatte die Idee, als ich abends mit unserer Geschäftsführerin telefoniert habe. Wir haben erst überlegt, den Parteitag unter freiem Himmel zu veranstalten, aber da bleibt natürlich immer der Risikofaktor Wetter. Deswegen habe ich gefragt: Was ist denn mit dem Autokino? Der Betreiber war dann sehr, sehr hilfsbereit. Organisatorisch war das Ganze sehr herausfordernd, aber wir haben es sehr gut hinbekommen.
Wie lief der Parteitag ab?
Um Stau zu vermeiden, haben wir unterschiedliche Zufahrtswege geplant. An einem Drive-In-Schalter haben die Delegierten ihre personalisierten Unterlagen ins Auto gereicht bekommen. Anschließend wurden sie von Einweisern auf ihren Platz geleitet. Auf der Bühne war nur das Präsidium. Die Reden wurden über das Autoradio übertragen. Zur Abstimmung haben die Delegierten große rote Stimmkarten aus dem Fenster gehalten. Alle waren sehr, sehr diszipliniert. So sind wir ganz zügig durchgekommen.
Also lief es besser als bei einem normalen Parteitag?
Vom Präsidium aus war es sicher einfacher, weil den Rednern deutlich mehr zugehört wurde als sonst. Allerdings fehlte aus meiner Sicht auch der Austausch am Rande. Das gehört zu einem Parteitag dazu.
Welche Möglichkeiten gab es für Delegierte ohne Auto?
Wir haben die Delegierten im Vorfeld extra angeschrieben, ob es Leute ohne Auto gibt. In der Hinterhand hätten wir ein lokales Unternehmen gehabt, bei dem wir in dem Fall Taxis hätten ordern können, aber es war überhaupt kein Problem. Denn pro Auto waren zwei Personen erlaubt und die Genossen haben sich schon im Vorfeld in den Ortsvereinen solidarisch so organisiert, dass das gepasst hat.
Wie waren denn die Reaktionen der Delegierten nach dem ersten Autokino-Parteitag?
Begeistert! Am Anfang gab es zwei Lager. Die einen haben gesagt: Coole Idee! Lasst uns das ausprobieren! Die anderen haben gezweifelt, ob das alles so klappt. Am Ende waren alle geeint und haben gesagt: Danke, dass ihr das ermöglicht habt! Denn es gab einige, die sich bei einem regulären Parteitag etwas unwohl gefühlt hätten.
Parteitag im Autokino – ist das jetzt ein Modell für die Zukunft?
Nein, wir hoffen, dass wir die kommenden Parteitage wieder wie gewohnt abhalten können. Das ist insgesamt angenehmer und auch weniger Aufwand, aber ich hatte innerhalb von NRW schoneinige Anfragen von Genossen, die sich nach unserem Konzept erkundigt haben.
Mit welchen weiteren Innovationen ist denn im Kommunalwahlkampf zu rechnen?
Lasst euch mal überraschen! Wir überlegen gerade vor allem, wie wir in Zeiten von Corona hergebrachte Ideen mit mehr Abstand verwirklichen können. Dafür versuchen wir Formate zu entwickeln, beispielsweise für den Straßenwahlkampf. Da ist eine Idee, den Leuten die Flyer nicht in die Hand zu drücken, sondern sie auf eine Wäscheleine zu hängen, von der sie sich dann einen nehmen können. Zum Muttertag haben wir kleine Blumentöpfe mit SPD-Fähnchen zum Verschenken auf einen Tisch gestellt statt Rosen zu verteilen. Der klassische Haustürwahlkampf ist ohnehin immer auch mit ausreichend Abstand möglich.