Rechtsterrorismus

NSU-Watch: Der Finger in der Wunde

Robert Kiesel21. Dezember 2017
NSU-Watch
Während das mediale Interesse am NSU-Prozess mehr und mehr nachlässt, begleiten die Aktivisten von NSU-Watch die Aufklärung der Terrorserie weiter akribisch.
Rund um den Terror der Neonazi-Gruppe „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU) bleiben auch sechs Jahre nach dessen Auffligen viele Fragen offen. Die Gruppe „NSU-Watch“ kämpft für mehr Transparenz.

Wenn in Sachen NSU-Aufklärung eines klar ist, dann dass sie noch lange nicht am Ende ist. Mehr als sechs Jahre nach der Selbstenttarnung des rechtsextremen Terrortrios am 4. November 2011 sind noch immer viele Fragen offen: Nach welchen Kriterien wurden die Opfer ausgewählt, welche Helfer hatten die drei Hauptverdächtigen und was wussten Verfassungsschutz und Co sind nur einige davon. Unter anderem die Plädoyers der Nebenklagevertreter im Münchener NSU-Prozess deckten diese und weitere Lücken zuletzt schonungslos auf.

NSU-Watch: Preisgekrönter Einsatz für Aufklärung

Der Aufgabe, den Finger in die noch immer klaffende NSU-Wunde zu legen, hat sich die Initiative „NSU-Watch“ im Jahr 2013 verschrieben. Seitdem begleitet das Bündnis die Bemühungen um Aufklärung der NSU-Terrorserie ebenso akribisch wie kritisch. Kein Prozesstag vor dem Oberlandesgericht in München, keine Sitzung der mittlerweile 12 parlamentarischen Untersuchungsausschüsse in Bund und Ländern bleibt ohne Beobachtung durch zumeist ehrenamtliche Mitglieder von „NSU-Watch“. Sie protokollieren die teilweise mehr als zehn Stunden dauernden Sitzungen und machen die Dokumente später der inte­ressierten Öffentlichkeit zugänglich.

Entstanden ist so eine Dokumentation der NSU-Aufklärung, die ihresgleichen sucht. In deutscher, türkischer und englischer Sprache wurden unzählige Protokolle, Artikel und eigene Recherchen veröffentlicht, die einen Informationspool von großem Wert darstellen. Geehrt wurde die Initiative dafür gleich mehrfach, unter anderem mit dem Otto-Brenner-Preis 2013 oder dem Alternativen Medienpreis im Jahr 2014.

Kein Ende in Sicht

Dass der Gruppe die Arbeit auch in Zukunft nicht ausgehen wird, ist sicher. In Mecklenburg-Vorpommern, wo der NSU einen Menschen ermordet und zwei Banken ausgeraubt haben soll, ist die Einrichtung eines NSU-Untersuchungsausschusses absehbar. Ganz sicher auch dann wieder dabei: die Beobachter von „NSU-Watch“.

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Kommentare

Selbst - enttarnt oder bekannt

Es ist keine Selbstenttarnung gewesen. Die NSU wollte sich nicht selbst enttarnen. Es war ein von außen aufgezwungenes zufälliges Auffliegen nach einem Bankraub in Eisenach im November 2011. Es war aber ein für den Moment des Entdecktseins gut vorbereitetes Selbstbekenntnis zu den Morden. Das wird im linken Diskurs leider völlig falsch verwendet und erhält dadurch eine falsche Deutung.

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