Gastbeitrag von Johanna Uekermann

Legalisierung von Cannabis: Wir Jusos ziehen‘s durch!

Johanna Uekermann04. August 2015
Jusos Cannabis
Die SPD auf Cannabis-Linie bringen: Die Jusos ziehen's durch.
Das Verbot von Cannabis ist gescheitert, sagt Johanna Uekermann. Die SPD soll sich deshalb für eine Legalisierung der Droge einsetzen. Mit ihrem Gastbeitrag eröffnet die Juso-Chefin die Debatte „Gebt das Hanf frei!?“

Es ist eine der weitverbreitetsten Straftaten in Deutschland. Geschätzt 2,8 Millionen Menschen haben sich im vergangenen Jahr damit strafbar gemacht. Nicht wenige davon auch mehrfach. Wäre jeder von ihnen ein Einzelfall, wäre die Kriminalitätsstatistik explodiert. Polizei und Strafermittlungsbehörden wären längst unter der Last der Aktenberge zusammengebroche. Es ist das Kavaliersdelikt unter den Straftaten, unter Freunden allseits akzeptiert, im öffentlichen Raum vielfach toleriert, und zumindest im Nachhinein ruft das Geständnis in der Familie, beim Betriebsfest oder auch zur besten Sendezeit im Fernsehen nur ein müdes Gähnen hervor. Lediglich von der Polizei sollte man sich besser nicht erwischen lassen, denn Kiffen ist noch immer illegal.

Viele Jugendliche, aber auch Erwachsene, kiffen regelmäßig. Nach offiziellen Schätzungen haben mindestens 13 Millionen BundesbürgerInnen in ihrem Leben bereits Cannabis konsumiert. Sicherlich auch viele SPD-WählerInnen. Zahlen wie diese zeigen, dass ein Verbot nicht geeignet ist, den Konsum von Cannabisprodukten effektiv zu unterbinden. Trotzdem ist der Aufschrei, insbesondere von konservativen PolitikerInnen, jedes Mal groß, wenn sie auch nur in die Nähe eines „Legalize it!“-Aufklebers kommen. Die Doppelmoral ist dabei nicht zu verkennen: Wer kennt sie nicht, die tausenden Fotos von Wahlkampfveranstaltungen und Bierzelten, auf denen irgendwelche CSU-Heinis mit ihren Maßkrügen voller Bier posieren. Aber wehe man zieht mal an einem Joint – dann soll plötzlich Schluss mit lustig sein.

Eine klare Position der SPD zu Cannabis fehlt bisher.

Ganz anders als beim CSU-Stammtisch ist die Stimmung auf der Dachterrasse des Grünen-Vorsitzenden Cem Özdemir. Im vergangenen Frühjahr habe ich mich einfach mal bei ihm eingeladen, und mit ihm und der Grünen Jugend in luftigen Höhen über die Legalisierung von Cannabis geplaudert. Cems Dachterrasse hat einen gewissen Kultfaktor: Als er im vergangenen Jahr bei der Ice-Bucket-Challenge mitmachte, meinten aufmerksame Video-Betrachter eine Cannabispflanze im Hintergrund zu erkennen. Die Folge waren ein Ermittlungsverfahren, die Aufhebung seiner Immunität als Bundestagsabgeordneter, und am Ende dieses ganzen Wirbels die Einstellung wegen „geringer Schuld“. Viel Lärm um Nichts. Wir waren uns auf der Dachterrasse sofort handelseinig: Das Verbot muss endlich weg!

Für ein rot-grünes Projekt fehlt also nur noch eine klare Positionierung der SPD. Und die wollen wir Jusos jetzt anschieben. Die besseren Argumente haben wir allemal:

- Das Verbot von Cannabis führt zur Kriminalisierung tausender Menschen. Statt sinnlos Millionen von Euro bei der Verfolgung junger Menschen auszugeben, könnte man viele sinnvolle Projekte finanzieren. Gleichzeitig bringt ein Verbot von Cannabis aber Rekordgewinne für den Schwarzmarkt und gefährdet obendrein die Gesundheit der KonsumentInnen. Auf dem Schwarzmarkt verkauftes Cannabis ist oft von schlechter Qualität oder mit gefährlichen Substanzen gestreckt.

- Durch die Legalisierung kann dem Schwarzmarkt seine Grundlage entzogen und der VerbraucherInnenschutz gestärkt werden. Über die Besteuerung von Cannabisprodukten können jährlich bis zu zwei Milliarden Euro eingenommen werden, um damit die Aufklärung und Prävention zu unterstützen.

- Auch der Mythos „Einstiegsdroge Cannabis“ ist längst widerlegt. Wenn der Konsum legal möglich wäre, hätte man eben gar keinen Kontakt mehr zu anderen harten Drogen. Und noch was: Es gibt weltweit keinen einzigen Cannabis-Toten.

Die Cannabis-Verbotspolitik ist gescheitert

Auch als Medizin ist Cannabis jetzt schon eine viel diskutierte Alternative. Durch Cannabis-Nutzung kann in vielen Therapiebereichen auf Chemiebomben verzichtet werden, deren Nebenwirkungen oft überverhältnismäßig hoch sind. Es geht bei einer Legalisierung also nicht nur um das Wohl von Menschen, die gerne kiffen, sondern auch um das von Kranken, deren Leiden gelindert werden können.

Deshalb bin ich der Meinung: Die bestehende Verbotspolitik ist gescheitert. Und sie greift auch unverhältnismäßig in das Recht auf Selbstbestimmung erwachsener KonsumentInnen ein, die Cannabis in ihrer überwiegenden Mehrzahl bewusst und verantwortungsvoll konsumieren. Die Erfahrungen mit der Legalisierung von Cannabis im internationalen Kontext, z.B. in einigen US-Bundesstaaten und den EU-Ländern Tschechien und Portugal belegen das.

Zusammen ziehen wir’s durch!

Deshalb haben wir Jusos unsere Kampagne „Wir ziehen’s durch!“ gestartet. Wir wollen die SPD wachrütteln und fit für diese überfällige Debatte machen. Wir stellen einen Musterantrag für alle Juso- und SPD-Gliederungen zur Verfügung. Mit diesem wollen wir über die SPD-Ortsvereine eine breite Diskussion in unserer Partei starten, an deren Ende die SPD als klare und starke Befürworterin einer Cannabislegalisierung auftritt. Wir haben Flyer und Aufkleber produziert. Und wir haben einen Tippblock für Euch, zum Verschenken oder Selberrauchen. Alle Materialien, Infos und den Antrag findet ihr auf unserer Kampagnenseite.

Gebt das Hanf frei!?

weiterführender Artikel

Kommentare

Zugang zu Materialien

Auch mir gefällt dass es endlich eien koordinierte Kampagne gibt! Ich weiß ihr steckt da noch in den Kinderschuhen, aber eine eigene FB Seite,Twitter und co sollten nicht fehlen. Und wenn ihr wollt dass Leute Materialien bestellen die nicht SPD Mitglied sind, sollten diese evtl nicht nur im registrierungspflichtigen SPD Shop zu erwerben sein..

Respekt

Die Alten könnten sich ruhig mal etwas abschauen von euch.

Solange es aber Leute wie beispielsweise den Herrn Pistorius in euren Reihen gibt, ist die SPD nicht wählbar. Ich meine sein letztes Kommentar war mehr als kurzsichtig.
"Wenn wir legalisieren, würde es den Anschein erwecken, Cannabis sei ungefährlich."
Das ist meiner Meinung nach Volksverdümmung.
Nehmen wir zum Beispiel Alkohol: 72000 Tote pro Jahr sprechen dann warscheinlich dafür, dass Alkohol harmlos sei, weil legal.
Also auf jeden Fall erwecken solche Kommentare eher den Anschein, dass der Mann schlicht zu blöd für seinen Posten ist und er seine Partei in den Dreck zieht
.. meine Meinung..

Aber ihr gebt einem doch Hoffnung, dass irgendwann Menschen in der Regierung sitzen, die etwas im Hirn haben. Weiter so. :)

Kalkül

Ztiat: […] Also auf jeden Fall erwecken solche Kommentare eher den Anschein, dass der Mann schlicht zu blöd für seinen Posten ist und er seine Partei in den Dreck zieht
.. meine Meinung.. […]

Ich befürchte, dass hinter solchen Aussagen keine Dummheit steckt, denn sonst wären sie nicht da, wo sie jetzt sind, sondern Kalkül. Pistorius und Konsorten wissen, dass der gemeine Bürger sich nicht für das Thema Cannabis interessiert und solche Aussagen über Verharmlosung und „Denkt doch an die Kinder” von den Menschen nicht hinterfragt werden. Denn ohne darüber nachzudenken klingt's ja erstmal gut, an die Kinder zu denken.
Den Grund, warum er das macht vermag ich nur zu erahnen. Sei es eine tiefe Ideologische Ablehnung des Cannabis, oder Pharmainteressen, ist auch egal, denn die Cannabisdebatte kommt nicht voran, solange man mehr Menschen über die Substanz und die Gründe warum eine Kontrollierte Freigabe sinnvoll ist aufklärt.
Setzt man sich mit Legalisierungsgegnern an einen Tisch und kaut denen lang und breit vor, warum eine Legalisierung sinnvoll ist, kommt als Antwort nur die gleichen stumpfen Plattitüden wie Einstiegsdroge, Verharmlosung etc. was soll man da machen!?

Antwort

Luftballons sind nun doch schon genug gestiegen.

Jusos und Co.

Diese Bauernfängerei der Jusos und Co. ist doch nicht das Problem. Das Anbieteroligopol der Medien, die 5%Hürde anstatt einer 1%Hürde, eine fehlende halbdirekte Demokratie, die fehlende Möglichkeit "keine dieser Parteien" bei Bundestagswahlen und "keinen dieser Vorschläge" bei Volksbegehren - die Schwarz/Rot auf Bundesebene schaffen könnte - ankreuzen zu können, sind Probleme. Weiterhin die schwindende Legitimation durch sinkende Wahlbeteiligung, der Euro, die NSA, etc.. Da ist die längst überfällige Legalisierung von Cannabis doch nur ein sog. Nebenkriegsschauplatz.

Meine Gründe für eine Legalisierung

1) Mit einem Drogenverbot lässt sich der Konsum nicht merkbar beeinflussen - kurz, das DrogenVERBOT greift nicht - Quelle: EMCDDA Report 2011, Dr. Gaßmann, Leiter der DHS

2) Warum ist Hanf illegal, während die gefährlichste aller Drogen, Alkohol, legal ist? - Quelle: Nutt, The Lancet 2007 u. 2010,
Lachenmeier und Rehm, nature, 2015

3) "Cannabis ist ein gutes Mittel zur Bekämpfung der Entzugssymptomatik bei Benzodiazepin-, Opiat- und Alkoholabhängigkeit. Es wird daher auch gern als Ausstiegsdroge bezeichnet." Quelle: IACM

4) Drogenkonsum ist selbstschädigend*, wenn überhaupt - Warum verstößt dann das Strafrecht im BtmG gegen Grundrechte (Artikel 2, (1) Grundgesetz)? - Quelle: Resolution der Strafrechtsprofessoren an den Bundestag, Prof. Böllinger, Dr. Krumdiek, Manifest des Schildower Kreises.
*) Ausnahme Alkohol: Jede dritte Gewalttat geschieht unter Alkoholeinfluss - Quelle: u.a. kenn-dein-limit -

5) Die Prohibition schadet den Konsumenten:
* kein Verbraucher- und kein Jugendschutz,
* Kriminalisierung der Konsumenten,
* Förderung riskanter Konsumformen,
schadet der Gesellschaft,
sie ist teuer -
Quelle: Schildower Kreis

Cannabis endlich erlauben

Die Kampagne der Jusos muss eine dauernde Kampagne sein. Das Thema darf nicht wieder einschlafen. Die Legalisierung von Cannabis kann nur ein wichtiger erster Schritt sein. Meinen die SozialistInnen in der SPD, schon seit den Zeiten der Weimarer Republik.

gute Medizin

Supi, jetzt haben die Jusos auch noch die sozialistische Rose gegen Cannabis getauscht, das Kraut, das bei vielen Gleichgültigkeit auslöst. Das ist gegen diese SPD die beste Medizin: "Mir doch egal, was die da oben machen!" - Glück high!

Wir sollten auf jeden Fall Cannabis legalisieren, keine Frage. Aber, wie könnten wir diese SPD verbieten. Ist da ein Tausch möglich?

Ist die Zeit endlich da?

Ich bin jetzt 35 und noch vor 5 Jahren habe ich gedacht, dass ich niemals in den Genuss einer Cannabis erlaubten Gesellschaft komme. Aber seit ein paar Monaten wandelt sich das. Und ihr macht gerade den nächsten Schritt.

daumen hoch. Wäre echt schön, daheim zu sitzen und nicht mit nem kleinen, aber vorhandenen paranoiden Gedanken die Tür zu öffnen, wenns klingelt ;)

Marihuana, Tabak und die Kultur

Wichtige Fragen in der politischen Debatte werden weniger rational, sondern vielmehr ideologisch-kulturell entschieden. Es ist nicht immer die Argumentation, die manchmal auch mit Experten, Fakten und Studien angereichert wird, sondern der Wille zu einem Ja oder Nein, der kulturell entschieden wird.

In diesem Fall, vielleicht nicht so dramatisch, aber ebenso erschreckend, geht es um die politische Bewertung von Marihuana. Während die Aufklärung über die Gefahren des Tabak und die repressiven Gesetze wie zum Rauchen in öffentlichen Räumen, in Kneipen oder in der Fernsehwerbung – im Namen der Gesundheit – als „progressiv“ gelten, wird die noch nicht erfolgte Legalisierung von Marihuana von den gleichen politischen Kräften als „konservativ“, „rechts“ oder „repressiv“ gescholten. Im letzteren Fall ist die Gesundheit nicht mehr wichtig und eine Debatte über die nachgewiesenen und schädlichen Auswirkungen auf Gedächtnis, Konzentration, Depression, Intelligenz und sogar Schizophrenie eigentlich unerwünscht. Auch das Argument, eine Legalisierung von Marihuana w

Jetzt möchte ich aber schon

Jetzt möchte ich aber schon wissen, wie der Satz weitergeht. ;)

Zu den vorhergehenden: Ich glaube gerade in diesem Fall ist es eine zutiefst rationale Entscheidung für Cannabis. Eben, weil viel mehr für die Legalisierung als dagegen spricht. Weil keiner behaupten kann, dass ein jahrzehntelanges Verbot auch nur im Ansatz funktioniert, wenn trotzdem bis zu 4 Mio regelmäßig Cannabisprodukte (täglich etwa 2 Tonnen) konsumieren und noch viele Millionen mehr Erfahrungen haben. Natürlich nicht immer gute, das liegt in der Natur der Sache. Die Probleme, die sie ansprechen, werden von Studien bestätigt – und von anderen wiederum nicht. Studien eben. Ich kann Ihnen, jedenfalls aus eigener, sehr langer Erfahrung, nicht zustimmen. Und scheinbar sehr viele andere völlig unauffällige Konsumenten auch...

Egal ob konservativ, links, rechts, grün, liberal, rot... Es ist keine Frage der politischen Einstellung. Es ist eine Frage der Vernunft. Oder, sagen wir’s so: Es sollte eine Frage der Vernunft sein.

Das Eis wird dünner...

Jetzt hat der Tagesspiegel einen schönen Artikel heraus gebracht bzgl. einer Langzeitstudie der University of Pittsburgh Medical Center und Rutgers University sollten sich die Gegner mal durchlesen.
In den Ländern, die legalisiert haben, ist auch die Todesrate durch missbräuchliche Medikamenteneinnahme stark gesunken und auch in Portugal.
In Colorado weniger Kriminalität, weniger KFZ Einbrüche usw...
Ein effektiver Konsumenten und Jugendschutz wäre möglich.
Was Verboten ist macht neugierig d.h. das Verbot nützt nichts, es fehlt an Aufklärung.
Die Kriminalisierung setzt bei manchen eins in Gang, die Angst erwischt zu werden und ich glaube psychisch ist der Druck enorm, wenn man bedenkt, Strafe, Führerscheinverlust usw... ein Rückzug der Konsumenten, sozial und auch in legal highs ist die Folge. Der Beobachtungsdruck oder auch nur das Gefühl weil, es verboten ist, lässt mich weiteres erahnen.
Am besten gar keine Rauschmittel!

Ich habe 1jahr konsumiert

Hallo zusammen,
ich entschuldige mich schon mal vorab für meine schreibweise.Ich habe 1 jahr lang fast täglich abend s einen joint geraucht weil mir das sehr hilft um abends den kopf frei zu bekommen und schnell einschlafen zu können ich habe adhsund habe als jugendlicher medikinet bekommendas bei mir Schäden dank nebenwirkungen hinterlassen hat des weiteren habe ich depressionen und möchte aber gerne auf anti depressiva verzichten.Ich habe bei meiner eigenen Mutter gesehen wozu das führt, Sie leidet auch an depressionen. Es stimmt der Druck der auf enem lastet,nicht erwischt zu werden, ist enorm und kaum tragbar! Ich habe mein leben im Griff ich bin Mechaniker bei einer sehr guten und bekannten Firma. Ich konnte mein leben mit Graß sehr angehnem leicht nehmen. Seit ich aus angst Alles zu verlieren aufgehört habe kämpfe ich um jeden Tag. Ich wurde mit 3g hasch mit 8% wirkgehalt erwischt. Heute war die Verhandlung dank meinen ärztlichen Bescheinigungen und der tatsache das ich mein leben nicht verbaut habe weil ich gekifft habe habe ich eine strrafe von 800€, 6 besuche an einem drogenkurs und einmal abpissen. Ich bin 20 und hatte Glück nach dem jugendstrafrecht verurteilt zu werden

Gebt das Hanf frei!

Auch die Juso-Vorsitzende sollte versuchen, korrektes Deutsch zu schreiben: es heißt immer noch der Hanf, es sei denn man ist bekifft...

Ich hab kein Bock mehr mich zu verstecken....

Das macht die ganze Sache doch so eklig das wir uns wie "Junkies" verstecken müssen wenn wir uns ma einen rauchen wollen. Ich hab Familie, geh arbeiten, zahle meine Rechnungen pünktlich. Am Wochenende darf ich drei Flaschen Schnaps exen aber wehe ich zieh ma am joint. Das hat kein arsch und kein Kopf. Sorry ich verstehs nicht. Habs versucht aber geht nicht.....