Putin in Deutschland

Warum sich die Hoffnungen Putins auf eine Achse Moskau-Berlin nicht erfüllen werden

Dmitri Stratievski17. August 2018
Es ist der alte Traum des Kreml: eine Partnerschaft mit Deutschland, die den Westen und Europa spaltet und schwächt - und damit Russland stärkt. Gerade im Konflikt um die Ukraine wäre dies für Moskau sehr nützlich.

Am 18. August treffen sich zum zweiten Mal in diesem Jahr Bundeskanzlerin Angela Merkel und Russlands Präsident Wladimir Putin. Sie kommen im Barockschloss Meseberg zusammen, dem Gästeschloss der Bundesregierung 70 Kilometer nördlich von Berlin.

Die Ukraine fürchtet den „Verrat“ des Westens

Im Vorfeld dieses Treffens geistern durch die Weltpresse diametral unterschiedliche Szenarien. Die russischen Medien prophezeien eine gemeinsame russisch-deutsche Front gegen die amerikanische Sanktionspolitik. In der Ukraine fürchtet man den „Verrat“ des Landes durch den Westen als Folge des aktuellen geopolitischen Pokers der Großmächte. Deutsche Experten erwarten dagegen keine gravierenden Änderungen in den deutsch-russischen Beziehungen, auch wenn man im Hinblick auf die unberechenbare Strategie Trumps vereinzelt von der Partnerschaft in der Not mit dem Kreml redet. Werden Berlin und Moskau jetzt also „politische Partner“?

Seit dem letzten Merkel-Putin-Treffen im Mai 2018 in Sotschi kam es in den deutsch-russischen Beziehungen bzw. im Verhältnis Brüssel-Berlin versus Moskau zu keinem entscheidenden Durchbruch. Eine Wende kann in der jetzigen Konstellation wohl kaum passieren, denn die Positionen Russlands und des Westens sind in allen strittigen Fragen der Gegenwart meilenweit voneinander entfernt.

In Berlin regiert die Politik, nicht die Wirtschaft

Berlin und Brüssel werden die Annexion der Krim sowie das russische Vorgehen in der Ostukraine und in Syrien nach wie vor nicht akzeptieren. Die EU-Sanktionen haben ihre Gültigkeit nicht verloren. Im Bereich Planung des Blauhelme-Einsatzes im ostukrainischen Donbass gibt es keine Annäherung. Auch die innenpolitische Entwicklung in Russland bietet viel Raum für Kritik der Demokraten.

Zwei Themenkomplexe ökonomischer Art wirken zwar bündelnd, worauf einige Beobachter gerne hinweisen: der Bau der Pipeline Nordstream 2 und die Ablehnung der neuesten US-Handelseinschränkungen, von denen auch deutsche Unternehmen massiv betroffen sein können. Jedoch regiert in Berlin nicht die Wirtschaft, sondern die Politik. Die Europäische Union kann das politische Feld im Gegenzug für ein vermeintlich profitables Geschäft nicht räumen. Daher wird es weder ein „Bündnis“ zwischen Deutschland und Russland noch einen „Verzicht“ auf die Unterstützung der Ukraine geben.         

Putin setzt auf das Prinzip „Teile und herrsche“

Die Ukraine steht zweifelsohne auf der Agenda des bevorstehenden Treffens. Merkel und Putin werden dieses Thema wahrscheinlich aus rein pragmatischen Gründen nicht in den Vordergrund stellen. Zum einen beharrt Moskau weiter nur auf seiner Vorstellung einer Lösung des Konfliktes, die in Berlin und Brüssel überhaupt nicht als Lösung gesehen wird. Das schafft keine Spielräume für Fortschritte im Friedensprozess.

Zum anderen will Merkel eher die russische Position zu den weiteren aktuellen Brennpunkten in der Welt ausloten: die Situation um den Iran, die neueste Entwicklung in Syrien sowie der türkisch-amerikanische Streit, in dem Moskau Ankara Beistand leistet. Es bleibt unklar, ob der Kreml nach dem alten Prinzip „Teile und herrsche“ agiert oder ein weitreichendes Kalkül dahinter steckt.     

SPD spielt zentrale Rolle in Russland-Politik

Eine wichtige Vorarbeit für das Treffen am Samstag leistete Bundesaußenminister Heiko Maas während im Sommer bei Begegnungen mit seinem russischen Amtskollegen Sergej Lawrow. Maas ruft seit Beginn seiner Amtszeit zum Umdenken der in eine Sackgasse führenden (Symbol-)Politik gegenüber Russland auf und betont die Unverhandelbarkeit der Grundwerte der Europäischen Union. Die SPD, die immens viel Erfahrung im West-Ost-Dialog besitzt, will im Prozess der Neugestaltung des Russland-Kurses Berlins eine zentrale Rolle spielen.

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Kommentare

In Berlin regiert also die Politik und nicht die Wirtschaft

Also eine flachere Analyse zu den deutsch-russischen Beziehungen habe ich ja selten gelesen. Klingt nach copy+paste dr üblichen Propaganda transatlantischer Think-Tanks. Dabei sollte sich gerade die SPD stärker dadurch auszeichnen, anderen Ländern nicht schulmeisterlich sondern partnerschaftlich zu begegnen. Aber Willy Brandt scheint nicht nur vergessen, sondern geradezu zum Feindbild geworden zu sein.
Und was die Themen "Teile und Herrsche", "die Wirtschaft hat das Sagen" sollten wir Sozialdemokraten im deutschen Interesse die Bälle schön flach halten, weil wir gerade in diesem Feldern im Wesentlichen Rückschritte bei uns zu vermelden haben. Bei der flachen Argumentation nimmt es kein Wunder, dass das Thema Nordstream 2 umschifft wurde. Passt ja auch nicht so in in dieses Simple Freund-Feind-Denken des Autors.
Seltsam auch das Rollenverständnis der Publikation im Vorwärts. Was war der Zweck des Artikels? Sollte damit die Kanzlerin im Vorfeld des Treffens mit Putin vor Zugeständnissen gewarnt werden? Oder parteiintern das neue Feindbild Putin geschärft? Worin sieht der Vorwärts eigentlich inzwischen seine Aufgabe?

EU und Rußland in der "Sackgasse" !

Es wäre sicher kein Verrat an der Ukraine wenn bei neuen Gesprächen auf Augenhöhe neue innovat. Lösungen für alle Beteiligten, inbesondere an der Nahtstelle zwuschen EU und Rußland, kommen würde ! Wenn es dazu kommem solte dass alle betroffenen Staaten,inbesondere die Ex-Sowjet-Staaten noch einmal an einen Verhandlungstisch kämen, wäre vielleicht auch eine nachhaltige Konfliktlösung denkbar aus der gerade diese Staaten (einschl. Armenien, Aserbaidschan u.die Krim) gestärkt hervorgehen. Vielleicht müssten diese ähnlich wie die Schweiz eine militärische Neutralitätsrolle erfüllen, wirtschatfich könnten sie aber von einem noch zu gestaltenden Rußland/EU-Markt profitieren. Putin bekäme durch eine derartige Entspannungspolitik endlich den Freiraum sein Immernoch-Riesenreich weniger repressiv und ,dafür demokratisch zu organisieren. Gerade auch aus Nachhaltigeitsaspekten und wegen der Erfordernis globaler Befriedung wäre, nach dem Ausstieg Trumps bei diesen Themen, eine zeitgemäße Partnerschaft mit Russland dringend erforderlich. Mit dieser Lösung käme Putin und die EU gesichtswahrend aus ihren "Sackgassen" heruas Eine anderweitige prakt.Alternative ist weit und breit nicht in Sicht.

Militärische Neutralität v. Ex-Sowjetrepubliken als Teil d.Lös.

Es wäre sicher kein Verrat an der Ukraine wenn bei neuen Gesprächen auf Augenhöhe neue innovat. Lösungen für alle Beteiligten, insbesondere an der Nahtstelle zwischen EU und Rußland, kommen würde ! Wenn es dazu kommen sollte d. alle betroffenen Staaten,inbesondere die Ex-Sowjet-Staaten einmal an einen Verhandlungstisch kämen, wäre vielleicht auch eine nachhaltige Konfliktlösung denkbar aus der gerade diese Staaten (einschl. Armenien, Aserbaidschan u.die Krim) gestärkt hervorgehen. Vielleicht müssten diese ähnlich wie die Schweiz eine militärische Neutralitätsrolle erfüllen, wirtschaftich könnten sie aber von einem noch zu gestaltenden Rußland/EU-Markt profitieren. Putin bekäme durch eine derartige Entspannungspolitik endlich den Freiraum sein Immernoch-Riesenreich weniger repressiv und ,dafür demokratisch zu organisieren. Gerade auch aus Nachhaltigeitsaspekten und wegen der Erfordernis globaler Befriedung wäre, nach dem Ausstieg Trumps bei diesen Themen, eine zeitgemäße Partnerschaft mit Russland dringend erforderlich. Mit dieser Lösung käme Putin und die EU gesichtswahrend aus ihren "Sackgassen" heraus Eine anderweitige prakt.Alternative ist weit und breit nicht in Sicht.