Asylstreit

Boris Pistorius will keine „Scheinlösungen“

Julia Korbik04. Juli 2018
Der niedersächsische Innenminister Boris Pistorius kritisiert die Flüchtlings-Vereinbarung zwischen CDU und CSU: Diese biete nur Lösungsversprechen, aber keine sachorientierten Lösungsansätze.

Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius hat den Asyl-Kompromiss der Union scharf kritisiert. „Es wird eine Scheinlösung präsentiert für ein Problem, das nun wahrhaftig nicht auf Platz eins der Agenda unserer Probleme steht“, sagte Pistorius am Dienstag in Hannover. Es werde „der Eindruck erweckt, als würde jetzt hiermit die gesamte Asylfrage endgültig und unwiderruflich geklärt.“ CDU und CSU hatten Montagnacht eine Vereinbarung präsentiert, in der sie sich darauf einigen, sogenannte Transitzentren für bereits in anderen EU-Ländern registrierte Asylbewerber an der deutsch-österreichischen Grenze einzurichten.

Sachfragen stünden nicht im Vordergrund

SPD-Parteichefin Andrea Nahles hatte daraufhin geäußert, aus SPD-Sicht gäbe es noch „eine ganze Reihe von ungeklärten Fragen“. Dieser Einschätzung schloss Pistorius sich an: „Was soll da passieren und wem hilft das? Mit welchem Aufwand soll das betrieben werden? Wie lange sollen Menschen festgehalten werden können? Und welche sollen festgehalten werden können?“ Er verwies auf das Schengener Abkommen, welches EU-Ländern klare Regelungen vorgibt, insbesondere beim Thema Grenzkontrollen an europäischen Binnengrenzen. Deutschland könne also mitnichten alleine über den Schutz seiner Grenzen entscheiden. Stattdessen werde eine europäische Lösung gebraucht – ohne die Mithilfe von Akteuren wie Österreich, Ungarn und Italien könne Deutschland seine Vorhaben weder umsetzen, noch irgendetwas „lösen“.

Pistorius wies darauf hin, dass es seit Verabschiedung des Koalitionsvertrags vor vier Monaten keine veränderte Faktenlage gebe. Die Flüchtlingssituation habe sich nicht verschlechtert, sondern sogar verbessert. Es gebe deshalb keinen Anlass, den Koalitionsvertrag nun „in einigen Punkten aufzudröseln“. Bei der aktuellen Diskussion handele es sich um eine „reine Machtdiskussion“, bei der Sachfragen nicht im Vordergrund stünden. Dabei gibt es aus Sicht des niedersächsischen Innenministers genügend Baustellen, die angepackt werden müssten, unter anderem der Schutz der europäischen Außengrenzen, eine bessere Ausstattung des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) sowie die Kompetenzverteilung zwischen Bund und Ländern beim Thema Flüchtlinge.

Lösungsversprechen statt Lösungsansätze

Die Menschen in Deutschland, so Pistorius, hätten einen Anspruch darauf, dass „Spielchen“ wie die zwischen CDU und CSU nun ein Ende hätten. Es gehe darum, sachorientiert zu diskutieren und Lösungsansätze zu präsentieren, die mehr seien als „Lösungsversprechen“. Der „faule Kompromiss“ der Unionsparteien würde nichts besser machen und den Menschen vorgaukeln, „hier würde irgendeine Situation bereinigt“. Die Kanzlerin, findet Pistorius, hätte auch andere Möglichkeiten gehabt, den Konflikt mit der CSU beizulegen – die Vertrauensfrage zu stellen, wie Gerhard Schröder 2001 und 2005, sei eine davon. Die SPD würde den Asyl-Kompromiss zwar intern diskutieren, man müsse schließlich vorbereitet sein. Aber: „Wir als Sozialdemokraten haben keinen Grund, jetzt auf jede Diskussion sofort einzusteigen.“

weiterführender Artikel

Kommentare

Herr bzw Genosse Pistorius

ist auch einer, der wissen sollte, wie man Probleme löst und doch permanent zum Besten gibt, was nicht geht. Das reicht nicht, Lösungskompetenz kann man nicht simulieren, die muss man unter Beweis stellen. Seehofer probiert es wenigstens, dabei weiß nicht nur er, dass es mit einem weiter so nicht getan ist- denn weiter so hat uns hingebracht, wo wir sind- jedes Jahr 200000 Neubürger mit einem besonderen vermehrungsverhalten. Da halten wir mit Ausbau der Infrastruktur, Innerer Sicherheit usw nicht stand.

Der Vorwärts bringt solche Schwächen auch noch prominent heraus- das ist ungeschickt - überlässt er damit doch für die ganze Partei dieses Politikfeld den anderen Parteien

Scheinlösungen?

LieberGenosse Pistorius,
wie wollen Sie denn das Problem derBinnenmigration innerhalb der EU angehen.
Es hilft ja nun nicht, der Union Scheinlösungen vor zu halten und selbst Nulllösungen zu propagieren. Gerade ein großer Anteil der jungen Nordafrikaner kam ja nicht aus Nordafrika nach Deutschland, sondern hat sich über Monate und Jahre schon in Frankreich, Italien oder Spanien durchgeschlagen.
Wo sind die Vorschläge unserer Partei für diese Personengruppen?

„C“SU: lieber nix als gar nix!

Ab 1. Juli sollte, nach Ankündigung von Seehofer und Beschluß des „C“SU-Parteivorstands, an der deutschen Grenze „zurückgewiesen“ werden: eine alternativlose, unabdingbare, ultimative Maßnahme, wie Seehofer und „C“SU landauf, landab lauthals verkündeten, zur Bekämpfung der Flüchtlingswelle, die übrigens seit 2015 um rd. 90% gesunken ist! Was ist nun in dieser Hinsicht in der ersten Juli-Woche geschehen? Nichts, außer reden, reden, reden, verhandeln, verhandeln, verhandeln, drohen, drohen, drohen, ... , mit dem Ergebnis eines halbgaren, zweifelhaften „Asylkompromisses“ zwischen CDU und „C“SU nach dem bayerischen Motto „besser nix als gar nix“!
Mit anderen Worten: eine erneute, grandiose Bruchlandung der „C“SU und ihres Noch-Parteivorsitzenden Seehofer und deren ultimatives Outing als dreiste Hass-Prediger sowie als staatspolitisch verantwortungslos!
Konsequenz: Merkels Bettvorleger nach erneuter, unter lautem Getöse sanft schnurrend vollzogenen Landung Seehofers wegen Überfüllung geschlossen!
Es drängen sich: der Europa-Spaltungs-Seehofer, der Islamisten-Seehofer, der Verfassungsklagen-Seehofer, der Obergrenzen-Seehofer, der Zurückweisungs-Seehofer, der...